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WIEN/ Staatsoper: EUGEN ONEGIN. Tschaikowski gegen Tcherniakov — so der Untertitel des Abends

WIEN/ Staatsoper: EUGEN ONEGIN am 1.3.2024

Tschaikowski gegen Tcherniakov — so der Untertitel des Abends. Eines Abends, der mit kurzem, wenig mehr als diensteifrigem Applaus endete. Tcherniakov ermüdet eben. Und Tschaikowskis Oper bekam man auch nicht zu sehen.
II.
Es macht wenig Sinn, über vergossene Milch zu greinen. Außerdem: Ich sagte dies bereits.

Musikalisch bot der Abend einige schöne Momente. (Man merkt denn doch, ob ein » Konzertmeister « am ersten Pult sitzt. Oder ein Konzertmeister.) Differenziert das Vorspiel, dynamisch abgestimmt, das Orchester nicht lärmend wie an zuletzt besuchten Abenden. Das Vorspiel: nach Tcherniakov — selbstverständlich! bin ich bereit zu ergänzen — bei offenem Vorhang…

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Ruzan Mantashyan (Tatjana), Ain Anger (Gremin). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

…Doch Pinkhasovich sang auf Linie, gab den Phrasen Bedeutung. Kurzum, er verstand es, Onegin stimmlich zu zeichnen. Die große Szene Onegins am Ende des ersten Aktes war mir Höhepunkt des Abends. Tschaikowskis Onegin ist — im Unterschied zu Puschkin und Tcherniakov — kein arroganter Lebemann. Tschaikowskis Figur, die Musik erzählt es uns, meint, was er sagt. Ob er, wie Tatjana in der Nacht davor, Angst hat, ein in ihm keimendes, durch den erhaltenen Brief sich regendes Gefühl zu offenbaren? In Onegins großer Szene blieb die Musik an diesem Abend jedenfalls siegreich. Da gelang es einem Sänger, uns die Verirrungen eines Spielvogtes vergessen zu machen.
Das gilt, zumal heutzutage, nicht wenig.

 

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Thomas Prochazka/ www.dermerker.com

 

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