14.12.25, „Elektra“, Staatsoper, „Starke Mutter, schwache Tochter“
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Von der Familienoper „Vincent“ im Theater an der Wien als Nachmittagsvorstellung ging es weiter in die Staatsoper zum nächsten Einakter: Dort lockte die Richard Strauss’sche „Elektra“ mit dem Rollendebüt von Nina Stemme als Klytämnestra viel Stammpublikum ins Haus.
Nina Stemme hat vor zehn Jahren die Elektra an der Wiener Staatsoper in einer Neuinszenierung in der Regie von Uwe Eric Laufenberg gesungen. Diese seltsame „Kohlenkeller-Elektra“ ist inzwischen Geschichte, weil dankenswerter Weise wieder die alte Inszenierung von Harry Kupfer aus dem Jahr 1989 reaktiviert wurde. Kupfers Sicht der Dinge leistet auch heute noch gute Dienste und hüllt das Werk in eine düstere, von einer riesigen, des Hauptes beraubten Agamemnonstatue überschatteten Szene.
Inzwischen ist Nina Stemme von der Tochter zur Mutter gereift – und trotzdem stellte sich schnell der Eindruck ein, dass es die Mutter immer noch leicht mit der Tochter aufnehmen könnte, zumindest was die Kraft und Robustheit ihrer Stimme betrifft. Diese tönte dunkel, rührte aber kaum an Klytämnestras „mottenzerfressene“ Seele. Die intensive Ausdeutung des Librettos unterlag einem von der Stimme gestützten „Trägheitsmoment“, das die Nuancen einebnete und ihnen die Expressivität stahl. Manchmal hatte ich den Eindruck, als klebten Stemme Hugo von Hofmannsthals Blankverse auf dem Gaumen, die sie von dort erst schwerfällig ablösen musste, um sie ins Staatsopernrund zu stellen. Die nervliche Zerrüttung der Figur, ihre verzweifelte Eloquenz, kam derart kaum zur Wirkung: Dadurch wurde das „Psycho-Duell“ mit Elektra ziemlich entschärft…
http://www.operinwien.at/werkverz/strauss/aelektra16.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at

