WIEN/ Staatsoper: ELEKTRA am 5.1.2023
Ein intensiver Opernabend. (Seit langem wieder.) Packend. Nicht frei von Mängeln. Doch behauptete Vollkommenheit ist immer suspekt; — nicht nur in der Kunst.
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Harry Kupfers Inszenierung in Hans Schavernochs Bühne und Reinhard Heinrichs Kostümen wurde zu lang nicht gespielt. Sie beweist auch 33 Jahre nach der Première ihre Qualitäten: eine intelligentes Bühnenbild mit hervorragender Lichtregie (doch bar allem, was Hofmannsthal ersann), phantasievolle Kostüme und eine in jedem Takt sinnstiftende Regiearbeit. Genial, wie alle Mitglieder der Atridenfamilie in den herabhängenden Tauen der halb verfallenen Statue Agamemnons Halt suchen; sich verheddern. Mag Klytämnestra mit ihrem Hofstaat auch über dem herabgefallenen Kopf des im Bade Erschlagenen auftreten: Im Ende ist er jener Felsen, der zu Aegisths Richtblock wird. Kurzum: Die Tragödie findet statt, ohne Versatz in eine andere Zeit oder ein anderes Milieu. Ohne szenische Zweckschlamperei.

Christoph Fischesser (Orest). Foto. Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
http://www.dermerker.com/index.cfm?objectid=5E96B43C-9049-6291-F0A91CADF6F6DFD7

Nina Stemme (Elektra). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Thomas Prochazka/ www.dermerker.com