WIENER STAATSOPER: „DON PASQUALE“ – am 29.6.2016. Herrlicher beschwingter Buffocharme strömte über die Bühne
Mario Cassi. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Ein neues Team zog in die Bar ein, und ließ ebenso wie die Vorgänger nichts anbrennen.
Auch der Perückenschmäh rennt weiter, nur in etwas anderer Reihenfolge, und man wusste nie, ob es passiert ist oder Absicht war. Klar war nur, wenn Antonino Siragusa sie einmal erwischen kann, setzt er sie auf. Siragusa gab einspringender Weise sein Rollendebüt als Ernesto und bestand hervorragend. Stimmlich ist er ein Stilist, die Stimme wurde zwar etwas härter, hat aber nicht die Flexibilität und enormer Höhensicherheit verloren und so hörte men eine ausgezeichnete Leistung. Er steht immerhin bereits dreißig Jahre in der Karriere. Sein komödiantisches Temperament unterstützte die Leistung zusätzlich und wenn die Stimme etwas Schmelz hätte, wäre er absolute Spitze. Ambrogio Maestri in der Titelrolle ist ein einziges Vergnügen ohne Ende. Das gilt für die stimmliche und darstellerische Umsetzung. Alles spielt und singt er so berührend, dass man mit dem alten Dickschädel tatsächlich Mitleid hat. Das Schlitzohr Dr. Malatesta, der hier als massierender „Naturheiler“ auftritt ist Mario Cassi. Er begann seine Karriere als Guglielmo. Dann folgten viele große Opernhäuser, und endlich debütierte er 2014 als Belcore in Wien. Auch mit dem Malatesta zeigte er, dass seine Stärke die Belcantooper ist. Eine sehr schön timbrierte Baritonstimme, perfekt geführt, und auch ein ganz toller Darsteller mit Witz und Beweglichkeit.
Die Dame, um die sich alles dreht, ist Norina – Sofronia. Andrea Carroll setzt dieses schlaue Weibchen musikalisch und schauspielerisch gekonnt um. Diese kleine zarte Persönchen führt die Männerwelt nahezu am Gängelband vor. Die Stimme sitzt sicher, es klingt nie piepsig, die Koloraturen perlen dahin und da Maestri so freundlich ist, sich zu ihr hinunterzubeugen, gelingt es ihr auch, ihm eine Ohrfeige zu geben.
Eine geschwindelte Eheschließung braucht einen fingierten Notar. Dieser war wieder, als einziger der Premierenbesetzung, sehr witzig Wolfram Igor Derntl.
Die Inszenierung von Irina Brook hat nichts an ihrer Lockerheit verloren.
Marco Armiliato macht derzeit einen „Dirigiermarathon“, abwechselnd mit Manon Lescaut und großer Verdi-Serie, Elisir zum Darüberstreuen und nun auch Pasquale. Am Vormittag leitete der die musikalische Verabschiedung unseres Alfred Sramek. Umso bewundernswerter, nun wieder mit Witz und Spaß zu starten und einen musikalisch allerfeinsten Abend zu präsentieren.
Das Publikum dankte begeistert.
Elena Habermann