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WIEN/ Staatsoper: DON PASQUALE – Donizetti humorbefreit


Adam Plachetka, Dmitri Korchak, Slávka Zámecniková, Nicola Alaimo. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Wiener Staatsoper

Gaetano Donizetti   DON PASQUALE

Samstag 17.10.2020

  1. Aufführung in dieser Inszenierung

Donizetti humorbefreit

 Schon die Übernahme des ersten Repertoirestückes aus dem hinterlassenen Fundus der letzten Direktion zeigt, auf welch tönernen Füssen diese Hinterlassenschaft heute steht! Im Feuilleton vom 12. Juni 2018 haben wir auf den Mangel an verwendbarem Repertoire an Opern aus der Direktionsära Meyer hingewiesen – sowohl was die Menge als auch die Qualität der Inszenierungen dieser Stücke betrifft, die für das weitere Repertoire des Hauses als herzeigbar bezeichnet werden können.

Ein Blick in das Repertoire des ersten Spieljahres bestätigt alle aufgezeigten Befürchtungen: Inszenierungen müssen jetzt reihenweise erneuert und durch alte und uralte Regiearbeiten mit mehr oder weniger Kultstatus ersetzt werden, anstatt die Budgetmittel in eine sinnvolle Erneuerung und vor allem Erweiterung oder Neuerungen des Opernrepertoires investieren zu können. Und schon die Umbesetzungen gleich beim ersten „Erbstück“, bei Donizettis „Don Pasquale“ bewirken einen fühlbaren Rückfall in die vergangene Ära Meyers – im Falle dieser Szenerie.

Dass dieser „Don Pasquale“ in der Brook-Regie es in die Auswahl des Repertoires von Bogdan Roscic geschafft hat, wollen wir dem Mangel an heiteren Opern unserem Hause anrechnen und nicht dem Geschmack des neuen Direktors, denn in dieser Inszenierung mit den vielen zuckerlrosa-farbenen Palmwedeln und Plüschstoffen sucht man vergeblich einen narrativen Erzählduktus, der diese vergeblich heutig wirken wollende Inszenierung mit den historischen Vorlagen der Buffo-Oper verbunden hätte. So aber kann man diese Szenerie bestenfalls auch nur „Kitschorgie mit Schenkelklopfgarantie“ bezeichnen.

Interessant wäre ja wenigstens die Begegnung mit Erwin Schrott als angekündigten (aber ausgefallenen) Pasquale gewesen, schon allein wie dieser mit seiner fehlenden Physis an Leibesumfang dieser Partie gerecht geworden wäre, auch ist sicherlich einiges an musikalischer Gestaltung und Differenzierung zu erwarten gewesen, an Feinheiten und Finessen vor allem auch im Gesang. So aber konnte der eingesetzte Ersatz, Nicola Alaimo, weder an gesanglicher Gestaltung oder Überzeugungskraft, noch an Darstellung und Mimik an alle bisherigen Don´s heranreichen. Da ging nichts humoriges von ihm aus, das ewig nicht halten wollende Toupet verödet zum unlustigen Dauerläufer. Dass er im Duett mit Adam Plachetka Stimme zeigen kann, verweist auf die dramatischeren Bösewichterrollen, in denen er ja am ehesten überzeugt! Verschenkt.

Die andere interessante Begegnung wäre die mit dem jungen, russischen Bariton Boris Pinkhasovich geworden, der bei seinem Hausdebüt als Eugen Onegin sogar bei dem wohl strengsten Kritiker des Online Merkers höchstes Wohlwollen erzeugt hat. Schade. Denn statt ihm trat nun Adam Plachetka als Doktor Malatesta in Erscheinung, ein solider, aber schon ein wenig schwerfällig gewordener Spiritus rector in dieser Geschichte.

Dmitry Kortchak als Ernesto hätte genug Material für drei Tenöre und lässt sich auch nicht so leicht vom Staatsopernorchester zudecken. Lieber Dmitry, Ihre Stimme können Sie gut führen, sie hat ein warmes Timbre, ist angenehm im Klang. Lernen Sie diese besser zu zügeln, es geht ja, wie Sie in Ihrer Arie bewiesen haben. Lautstärke ist nicht Belkanto, die bringt nur billigen Applaus!


Slávka Zámecniková, Dmitri Korchak, Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Aus Bratislava kommt die Sopranistin Slávka Zámecniková, hübsch, schlank, Jahrgang 1991, am Beginn noch etwas unsicher in der Wahl der Tonhöhen, zeigt sie dann mehr Wärme und Kraft in der Stimme und nur noch einige wenige schrille Töne, hinterläßt aber insgesamt einen guten Eindruck als Norina. In dieser Saison singt sie noch unter anderem Poppea, Frasquita und die Gretel im Rahmen ihres Ensemblevertrages.

Und im Rahmen seiner Mitgliedschaft beim Opernstudio ist der geborene Moskauer Stefan Astakhov als Notar zu sehen und bekommt als nächste Partie an der Staatsoper noch den Moralés (Carmen) zu singen.

Der eigentliche Winner des Abends war Marco Armiliato am Pult, dessen Tempovorgaben  mit dem Staatsopernorchester für den notwendigen Drive und damit auch für positive Publikumsreaktion sorgten, während die dynamisch oft zu wenig gedrosselte Sängerbegleitung die Solisten sehr herausforderte.

 

Peter Skorepa – OnlineMERKER

 

 

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