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WIEN/ Staatsoper: DON PASQUALE (12.11.)

WIEN/ Staatsoper: 12.11.2024: „Don Pasquale“

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Pretty Yende, Edgardo Rocha. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

     Donizettis subtiles Meisterwerk hätte an sich eine poesievollere Ausstattung verdient, als die zur Zeit an der Staatsoper gezeigte – hoffentlich hat man wenigstens die Bar von der „Sonnambula“ dazu wiederverwendet – aber für „heutige Verhältnisse“ ist es immerhin akzeptabel.

Geprägt wurde der Abend von zwei Ausnahmekünstlern – die quasi in der „Champions-League“ spielten, während der Rest – bestenfalls! – „Conference-League“ Niveau hatte.

      Erwin Schrott und Davide Luciano spielten sich gegenseitig herrlich die Pointen zu und trumpften mit ihren prächtigen Stimmen, die immer werkdienlich und stilmäßig perfekt eingesetzt wurden, auf – zu Recht wurden sie am Schluß auch mit Abstand am Meisten akklamiert und mußten den Strettateil ihres Duetts wiederholen. Schrott überraschte mich derart, er bot so viele feine Nuancen und aus der Musik sich anbietende Scherzchen, die ich so noch nie gehört hatte – phantastisch. Luciano ließ seinen fülligen, samtenen Bariton strömen ( inclusive eines locker präsentierten „As“ )  und war als Drahtzieher des Geschehens auch szenisch ungemein präsent.  Leider keinen guten Tag erwischte der von mir an sich geschätzte  Edgardo Rocha, er klang angestrengt und „verweigerte“ traditionelle Spitzentöne oder schummelte sich mit Falsett darüber hinweg. Enttäuschend auch Pretty Yende, die mit kleiner Stimme zwar relativ sauber sang, aber jegliche Brillanz vermissen ließ. Eine „Stiffelio“ Lina  und eine „Trovatore“ Leonora , die sie auf ihrer Homepage als Debuts für das Frühjahr/Sommer nächsten Jahres ankündigt liegen wohl Lichtjahre jenseits ihrer jetzigen stimmlichen Möglichkeiten. Das Schlußrondo, wo die Norina die Chance hat  „richtig aufzudrehen“ war sowas von langweilig und zaghaft dargeboten, daß nur verhaltener Applaus einsetzte. Unverständlich auch, daß das Giacomo Sagripanti durchgehen ließ. Der  begann mit einer brillanten Ouverture, konnte aber weder das Niveau des nicht hundertprozentig disponierten Orchesters noch die Spannung den Abend über halten – obwohl einige tempi doch zu „flott“ gerieten ( etwa das Concertato im zweiten Akt). Ausgezeichnet der Dienerchor des Staatsopernchores.

      Wenig Applaus eines eher apathischen Publikums, das alleine die beiden tiefen Stimmen aus der Lethargie reißen konnte.

Michael Tanzler

 

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