Ludovic Tezier, Hanna Elisabeth Müller. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Sonntag, 1.12.2019 Wiener Staatsoper: Don Giovanni 59. Aufführung in der Inszenierung Jean-Louis Martinoty
Es war die dritte Aufführung in dieser Serie mit Ludovic Tézier als Don Giovanni. Mozart zu singen ist dem charmanten französischen Bariton ein Anliegen und Balsam für seine Seele und Stimme. Bereits vorige Saison hat er diese Rolle mit seinem Wien Debüt als widerlichen und doch unwiderstehlichen Schwerenöter gegeben. Seine Stimme erleben zu dürfen ist immer ein Genuss und seine Rolle hat er heute besonders glaubwürdig und widerwärtig gespielt. Es wurden einige neue, kleine Improvisationen eingebaut. Z.B. hat Herr Tezier im letzten Akt als verkleideter Mönch, als er Donna Anna die Hand auf den Kopf legt und sie segnet (was schon widerwärtig genug ist….), ihr und Don Ottavio auch noch ein Mano Cornuta (Satansgruß) mitgegeben! Mir hat er nach der Vorstellung aber versichert, dass das nicht er, sondern Don Giovanni war. Im Juni 2020 werden wir den Weltklasse-Bariton als Graf Ankarström in der Neuinszenierung von Verdis „Un Ballo in Maschera“ wiedersehen.
Ludovic Tezier nach der Vorstellung „Don Giovanni. Foto: Helena Ludwig
Leporello, Don Giovannis Diener – und doch auch irgendwie Partner in crime – hat der 29jährige Bass Peter Kellner gesungen. Der junge Slowake ist seit der Saison 2018/19 Ensemble Mitglied der Wiener Staatsoper und hat sich in all seinen Rollen sehr empfohlen. Schon in seiner zweiten Saison singt er diese große Rolle auch hier ganz wunderbar und mit großem körperlichen Einsatz.
Aus Kanada stammt der Tenor Josh Lovell, der seit dieser Saison als Ensemblemitglied verpflichtet werden konnte, was ein großer Gewinn für das Haus ist. Er war diesen Herbst schon in A Midsummer Nights Dream und in Ariodante zu sehen und auch als Don Ottavio war er wunderbar. Seine Arie „dalla sua pace“ war mein Highlight des Abends. Bravo!
Federica Lombardi war schon im September als Donna Elvira im Wiener Konzerthaus hören, beim Mozart/Da Ponte Zyklus unter Teodor Currentzis mit MusicAeterna Chor und Orchester. Auch an der Staatsoper kann sie ihre herausragende Leistung bestätigen. Eine tolle Erscheinung auf der Bühne und eine wunderbare Stimme. Sie wird auch bei den Salzburger Festspielen 2020 diese Rolle im Don Giovanni von Currentzis singen.
Andrea Carroll war wieder als wunderbar quirlige Zerlina auf der Bühne. Die US amerikanische Sopranistin glänzte wieder in dieser Rolle, die ihr wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Sie hat mir erzählt, dass ihre Mutter meint, dass sie diese Figur nicht zu spielen braucht, weil sie Zerlina ist.
Als Masetto stand Clemens Unterreiner seiner Zerlina zur Seite. Auch er versicherte mir wie wichtig und gut es für seine Stimme ist, Mozart zu singen auch wenn es schwierig ist – nicht zuletzt weil bei Mozart vieles so einfach klingt.
Donna Anna wurde von der 1985 in Mannheim geborenen Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller hingebungsvoll gegeben, am Dirigentenpult Adam Fischer.
Schlussapplaus mit Orchester. Foto: Helena Ludwig
Die letzte Vorstellung dieser Aufführungsserie ist am 4.12.2019. Dann wird Don Giovanni an der Wiener Staatsoper erst wieder im Mai 2020 unter Michael Güttler zu erleben sein, ua. mit Erwin Schrott, Carlos Àlvarez und Irina Lungu.
Helena Ludwig – https://www.instagram.com/helena_ludwig_austria/