WIEN/ Staatsoper: DON GIOVANNI
Warum also bei der ersten Wiederbegegnung festhalten, daß nicht nur die Darstellung der Elvira ihrer musikalischen Zeichnung zuwiderläuft? Warum erwähnen, daß Don Giovanni in der Verkleidung Leporellos Masetto vor Elviras Haus im Plural anspricht, weil nach dem Libretto dessen Freunde ebenfalls auf der Szene zu sein hätten? Warum anmerken, daß die Öde der Banquet-Szene mit ihrer Ausstattungskargheit nur mehr durch das Hereinschlurfen des Commendatore zur Unzeit übertroffen wird? Don Giovanni, die Oper, endet, gleich der Zauberflöte, mit einem Ensemble: Darin teilen die Sänger — aus ihren Rollen an die Rampe tretend — dem Publikum die Moral der G’schicht’ mit. Davon, daß der zur Hölle gefahrene wieder aufersteht, sich unter die anderen mischt, wollten Da Ponte und Mozart nichts wissen. (Wer solche » Belehrung « ablehnt, sollte Don Giovanni nicht inszenieren.) All das und noch mehr ließe sich vorbringen. Doch, abermals, warum?
Weil das Stammpublikum bereits in beängstigenden Scharen ausbleibt, während jene Besucher bar jeder Vorbereitung (und folglich ohne Kenntnis um das Werk und die Handlung) in die Vorstellung Strömenden bejubeln, was sie sehen, weil sie nicht missen, was ihnen vorenthalten wird…
Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
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Thomas Prochazka/ www.dermerker.com