Wiener Staatsoper: „Zauberflöte“-Zauberei im Geisterschloss am 27.1.2025 Anmerkungen zur Neuinszenierung
Matthäus Schmidlechner, Ludwig Mittelhammer, Slavka Zamecnikova. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Tamino und Papageno sind hier nun in ein schummriges Geisterschloss gesteckt worden. Eher nicht ein grosses Problem für Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“, sein meistgespieltes Wunderwerk: Die so vertraute Story funktioniert. Wir befinden uns offensichtlich im devastierten Reich der Königin der Nacht. Und nicht allzu weit entfernt dürfte sich auch die freimaurerische grau in grau-Gesellschaft des hehren Sarastro befinden. Die Menschlichkeits-Geschichte von Mozart-Librettist Emanuel Schikaneder wird uns verständlich erzählt. Die drei radfahrenden Sing-Knaben, welche am Beginn in diese düstre Räumlichkeiten eindringen, signalisieren wohl, dass wir uns in der Gegenwart befinden. Und da mit Bertrand de Billy ein sicherer Maestro musikalisch den Ton angibt, so ist diese neu interpretierte Staatsopern-„Zauberflöte“ wohl wert einmal gesehen zu werden.
Die Pragerin Barbora Horáková, in Deutschland und der Schweiz als Regiedame unterwegs, ist diesmal als geistige Kraft für die Staatsoper geholt worden. Sie versteht sich auf lebendige Darstellung, wartet mit überraschenden Einfällen auf, manchmal mit Witz, setzt jedoch mehr auf hektisches Spiel als auf in der Musik aufgehenden Humor. Szenische Tricks mit variierenden gefälligen Projektionen (Bühne & Video: Falko Herold) halten das Spiel auf der in Dunkel gehaltenem Simultanbühne zumeist in Schwung, vermögen bisweilen zu verblüffen.
Die drei Knaben. Foto: Wiener Statsoper/Michael Pöhn
Besetzung: Die Damen haben klaren Vortritt. Slávka Zámecníková ist eine sich ausdrucksstark auslebende Pamina. Serena Sáenz setzt ihre Koloraturen haarscharf ein, muss eisig kalten Ausdruck mimen. Rundum im spielfreudigen Ensemble: Hier sind auf der Bühne schon interessantere Stimmen zu hören gewesen. Julian Prégardien ist ein rastlos getriebener Tamino. Ludwig Mittelhammer hat es als Papageno nicht so schwer zu punkten. Ilia Staple gesellt sich als emphatische Papagena zu ihm. Georg Zeppenfeld ist als Sarastro der den Ton angebende Senior in seiner elitären Runde, der auch dem unbefriedigten Monostatos (Matthäus Schmidlechner) so nebenbei eine Lehre erteilt. Ja, munter ein bisschen szenisch herumgewirbelt: Ohne misslungene Zauberei recht gut geglückt.
Meinhard Rüdenauer
Georg Zeppenfeld (Sarastro)
Julian Prégardien (Tamino)
Jochen Schmeckenbecher (Sprecher / 2. Priester)
Serena Sáenz (Königin der Nacht)
Slávka Zámečníková (Pamina)
Jenni Hietala (1. Dame)
Alma Neuhaus (2. Dame)
Stephanie Maitland (3. Dame)
Ludwig Mittelhammer (Papageno)
Ilia Staple (Papagena)
Matthäus Schmidlechner (Monostatos)
Schüler der Opernschule der Wiener Staatsoper (Drei Knaben)
Ensemble und Chor der Wiener Staatsoper
Bertrand de Billy, Dirigent
Barbora Horáková, Regisseurin