Wien/ Staatsoper 27.1.25: . „Die Zauberflöte“, Staatsoper, Premiere „Grau in grau“
Die drei Knaben. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Die Wiener Staatsoper spielt jetzt die „Zauberflöte“ als „Gothic“-Story, grau in grau, ein verfallenes Spukschloss, ein Sarastro-Herrenclub mit Bar und Kohlenkeller. Dem Papageno hat man die „Natur“ gerupft wie fast alle seine Federn und Tamino singt die Bildnisarie in der Unterhose: Der Premierenabend enttäuschte szenisch und musikalisch.
So eine neue „Zauberflöte“ ist eine heikle Sache. Eine naive Annäherung an das Werk verbietet inzwischen der dramaturgische „Ehrenkodex“. Außerdem ist die Handlung bei näherer Betrachtung alles andere als „ausgegoren“. Ihr simplifizierender „Manichäismus“ verlangt nach einem einfachen, mit Phantasie begabten Gemüt, das nicht jedes Wort auf die Waagschale legt. Mozarts Musik liefert dann die Weisheitsweihe dazu und den Humor des Naturburschen. Hat man Glück, entsteht plötzlich eine Art von Welttheater, in der sich das Naive und das Göttliche auf eine sehr humane Art verschränken, als Apotheose aufgeklärten Menschentums.
Doch heutzutage wird jedes Librettowort auf die Waagschale gelegt. Sarastros Vorbildrolle wird schwer angezweifelt, die Königin der Nacht möchte man von ihrer „Bosheit“ befreien. Alles was nach „Weihe“ und „Tempel“ riecht, ist ohnehin verdächtig. Menschen mit schwarzer und Menschen mit weißer Hautfarbe, das geht gar nicht, da muss ins Libretto eingegriffen werden. Was die Regie mit dem „Mohren“ Monostatos anstellen soll, damit zumindest er ein bisschen „Farbe“ abbekommt, quält die Dramaturgenhirne. Als „Lösung“ wird versucht, den Guten zum Bösen, die Böse zur Guten zu machen, zumindest die Gegensätze einzuebenen, was dann aber schnell dramaturgische Widersprüche erzeugt. Und am Schluss gibt es ein gemeinsames „Feiern“ aller Beteiligten auf der Bühne, die Königin der Nacht inbegriffen, was die vorangegangene Handlung eigentlich ad absurdum führt.
Serena Sáenz (Königin der Nacht). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
http://www.operinwien.at/werkverz/mozart/azauber17.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at