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WIEN/ Staatsoper: DIE ZAUBERFLÖTE – mit veritabler Technik-Panne

26.12.2014 | Oper

Wien Staatsoper am 25.12. 2014: DIE ZAUBERFLÖTE – MIT  VERITABLER  TECHNIK-PANNE


Die „Drei Damen“ blieben im Aufzug stecken: Carol Wilson, Ulrike Helzel und Regine Hangler mit Tamino Benjamin Bruns. Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper

Feiertagsstimmung an der Wiener Staatsoper . Motto „Bring Your family“. Das Ergebnis: total ausverkauft, viele Kinder und jede Menge  Touristen. Und dann gleich eine veritable Panne zu Beginn. Nach der Ouvertüre – vom Staatsopernorchester unter Adam Fischer voll Elan vorgetragen – schlägt sich Benjamin Bruns bestens disponiert mit der großen Schlange herum. Dann sollen die Drei Damen erscheinen. Doch das Orchester hört auf zu spielen, ein verlegener Inspizient erklärt, dass die Drei Damen im Aufzug stecken und man dafür die erste Szene doppelt hören werde. Und nach einiger Zeit fürchtet sich  Tamino  ein zweites Mal vor dem  inzwischen schon erlegten Drachen. Im Vergleich zur Rigoletto-Premiere  jedenfalls ein harmloses „Hoppala“. Aber doch auch eine Menetekel gegen das moderne Regietheater. Die Zauberflöte in der  Regie von Moshe Leiser und Patrice Caurier (Bühne Christian Fenouillat, Kostüme Agostino Cavalca) setzt nur auf Technik. Es gibt eine stimmungslose Hinterbühne, hässliche Kostüme (zumeist Straßen-Anzüge) und die Lichtregie (Christophe Forey) übernimmt das was man früher „Ausstattung“ genannt hat. Die Technik-Panne beim nicht erfolgten Auftritt der Damen sollte jedenfalls zum Überprüfen dieser Entwicklung führen. Die Drei Damen hatten übrigens Rollendebüts an der Wiener Staatsoper. Regine Hangler wirkte  als Erste Dame total überfordert. Die Stimme ist einfach für das Haus an Ring zu klein. Und auch Ulrike Helzel und Carol Wilson gehören in die Kategorie „Opera light“, die von Dominique Meyer so forciert wird. Eine neue Königin der Nacht – Kathryn Lewek – setzte auf Dramatik und Forcieren. Man begann jedenfalls um die Zukunft der Sängerin, die bei der Operalia von Placido Domingo 2013 international entdeckt wurde, zu fürchten. Eine Königin der Nacht voll „funkelndem“ Hass und Rachsucht – leider mitunter auf Kosten der Tonhöhe und mit Gefährdung der  vokalen Zukunft. Die Wirkung beim Publikum war dennoch groß und die junge Dame sollte sich überlegen, wo die Gefahren für ihre Blitzkarriere liegen.  Ausgezeichnet – und seit der Premiere gewachsen –  war  Benjamin Bruns als Tamino. Stimmlich kommt er bereits an die größten Vorbilder wie Fritz Wunderlich heran. Was noch fehlt  ist das „gewisse Etwas, das Raffinement – aber immerhin. Insgesamt das große Lob!

Über genügend  erotisches Fluidum verfügte hingegen Valentina Nafornita. Die moldawische Sopranistin war hinreißend – sowohl stimmlich wie schauspielerisch! Die große Arie (endlich einmal dank Adam Fischer gar nicht schleppend), die Szenen mit Tamino und das Duett mit Papageno (Bei Männern,,,) gehörten zu den Höhepunkten der Vorstellung. Markus Werba – wie Bruns ident mit der Premierenbesetzung – war wieder der ideale „Vogelmensch“. Er ist liebenswert, locker und „cool“. Und stellt den netten Kumpel dar, mit dem jeder befreundet sein will. Zu wenig Bass-Kraft hatte  hingegen Franz Josef Selig als Sarastro, aber wo sind die schwarzen Bässe wie einst ein Gottlob Frick. Rollendeckend – mehr nicht – auch der Sprecher Jochen Schmeckenbecher (Wiener Rollendebüt), der auch den 2.Priester gab.

Positiv fielen hingegen auf: Benedikt Kobel als 1.Priester, Annika Gerhards als reizende Papagena, Thomas Ebenstein als humorvoller Monostatos. Sehr gut die Drei Knaben von den Wiener Sängerknaben. Eindrucksvoll Marian Talaba und Janusz Monarcha als Geharnischte. Und motiviert wie immer der Chor der Staatsoper (Martin Schebesta). Eine gediegene Repertoire-Vorstellung mit veritabler Panne!

Peter Dusek

 

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