WIENER STAATSOPER am 11.1.2015: „DIE ZAUBERFLÖTE“, die 15. Aufführung dieser Inszenierung und ganz ohne Aufzugpannen
Diese Vorstellung war fast ausverkauft. In den oberen Rängen tummelte sich viel junges Publikum, vorwiegend asiatischer Herkunft.
Die Aufführung begann mit dem Highlight der Ouvertüre. Adam Fischer dirigierte das Staatsopernorchester mit Verve und Sensibilität . Seine Art, Mozart zu interpretieren, und die Sänger/Sängerinnen durch die Oper zu geleiten, war an sich ein Hörerlebnis.
Tamino, Benjamin Bruns, betritt die Bühne und fällt sofort in Ohnmacht, vor Furcht oder vor Abscheu wegen der Häßlichkeit der Schlange im unschönem Bühnenbild, lässt sich nicht ausmachen. Er wacht auf und singt mit wohlklingender Tenorstimme, denn Papageno -in der Person des Markus Werba– hat mit wohlklingendem Bariton „Der Vogelfänger bin ich ja“ die Bühne betreten. Benjamin Bruns Tenor hat sich im Laufe der letzten Jahre sehr entwickelt, ist ausdrucksstärker und metallischer geworden. Seine Bühnenpräsenz als Tamino ist optimal. Markus Werba ist ein ihm ebenbürtiger Partner, sein urwüchsiges Spiel, seine possenhafte Beweglichkeit und sein glaubhaft dargestelltes Desinteresse an höheren Weihen, das alles wurde ganz selbstverständlich mit schönem Bariton vorgetragen, war einfach vergnüglich.
Regine Hangler, Ulrike Helzel und Carole Wilson als Erste, Zweite und Dritte Dame waren um den guten Ton in Sopran, Mezzo und Alt rollendeckend bemüht.
Für die Kostüme zeichnet Agostini Cavalca verantwortlich. Vielleicht hat Herr Cavalca noch keine Lektüre über die Zauberflöte gelesen, denn die drei Damen sind als Vogelscheuchen verkleidet, die drei Knaben treten in orangen Nachthemden mit weißen Zipfelmützen (Marke Darmol-Männchen) auf, Sarasto bekommt Business-Kleidung verordnet, die Priester schleichen dunkelgrau gekleidet und geduckt wie Diebe quer über die fast leere Bühne, die den Charme einer aufgelassenen Fabrikshalle ausstrahlt. Das Bühnenbild, das eigentlich keines ist, stammt übrigends von Christian Fenouillat. Auch er scheint sich mit dem Ort des Geschehens in der Zauberflöte nicht näher beschäftigt zu haben. Einfallsreich war die Lichtregie von Christophe Forey.
Moshe Leiser und Patrice Caurier sind die technikorientierten Regisseure. Zwei entzückende Regieeinfälle kann die Produktion doch noch bieten; nämlich ein charmantes Großtier-Ballett, herbeigerufen durch die Zauberflöte, und ein mit Ballettröckchen angetanes Polizeiaufgebot. Die Choreographie machte Beate Vollack.
Die Königin der Nacht, Iride Martinez, brillierte mit Spitzentönen, eine „sternenflammende Königin“ war sie trotzdem nicht, bedrohlich auch nicht. Die drei Knaben, anonyme Wiener Sängerknaben, agierten als Lebenshelfer für die unglücklichen Liebenden ganz kompetent mit schön geführten Singstimmen.
Valentina Nafornita als Pamina ist ein Glücksfall für diese Inszenierung, die Moldawierin sang wie mühelos ihre große Arie und das Duett mit Papageno, war schauspielerisch glaubhaft, und wirkte so selbstverständlich natürlich. Annika Gerhards war eine reizende Papagena mit komödiantischem Talent.
Franz Josef Selig, Sarastro, beherrschte gut die Legatobögen. Um die tiefen Töne bemühte er sich sehr.
Benedikt Kobel, als 1. Priester fiel durch seine wortdeutliche, schöne Sprechstimme auf. Jochen Schmeckenbecher, Sprecher und 2. Priester, gab sein Rollendebüt. Marian Talaba und Janusz Monarcha, die Geharnischten, agierten in bewährt eindrucksvoller Art und Weise. Und last but not least Thomas Ebenstein. Den Monostatos nahm und gab er von der eher heiteren Seite.
Martin Schebesta leitete den vorbildlich geführten Staatsopernchor.
Übrigens war die Aufführung ein voller Erfolg beim Publikum. Die Protagonisten wurden heftig beklatscht.
Charlotte Pohl