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WIEN/ Staatsoper. DIE ZAUBERFLÖTE

WIEN / Staatsoper: „DIE ZAUBERFLÖTE“ – 13.09.2022

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Peter Kellner, Golda Schultz. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

 Früher war bei einer Aufführung der “Zauberflöte” die Staatsoper bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. Auch zweieinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Krise haben wir noch nicht wieder diese Auslastungszahlen erreicht, Es wird wohl doch noch einige Zeit dauern, bis wir wieder an die Besucherzahlen von früher heranreichen werden. An diesem Abend war der Stehplatz auf der Galerie bei Weitem nicht ausverkauft, und auch bei den Sitzplätzen sah man genügend freie Plätze. Dabei hätte sich die gute Besetzung ein volles Haus verdient.

Wann hat man zuletzt eine Königin der Nacht gehört, die mit einer großen Stimme, sicheren Koloraturen und einem kräftigen, strahlenden hohen F in der Auftrittsarie glänzt? Kathryn Lewek erhielt zu Recht nach beiden Arien tosenden Applaus.

Ganz anders die Pamina von Golda Schultz: innig und gefühlvoll in der Darstellung, mit glockenreinem, nicht allzu großem, aber tragfähigem Sopran und schöner Phrasierung.

Der Eindruck, den Pavel Petrov als Tamino bereits im Juni hinterlassen hat, hat sich nun bestätigt. Seine warm timbrierte, lyrische, schmelzreiche Tenor-Stimme ist für die Wiener Staatsoper leider (noch) zu klein.

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Günther Groissböck. Foto: Wiener Staatsoper(Michael Pöhn

Günther Groissböck scheint sich in dieser Inszenierung nicht sehr wohl zu fühlen, das sieht man ihm an. Seine Stimme klang an diesem Abend etwas rauer als man es von ihm sonst gewohnt ist, aber er hat wenigstens alle Höhen und Tiefen für den Sarastro.

Am Schluss erhielt Peter Kellner den größten Applaus. Er ist ein ganz bezaubernder Papageno, ein energiegeladener Naturbursche, bei dem das Herz auf dem rechten Fleck sitzt.

Mit seinem weich strömenden Bass lässt er auch stimmlich keine Wünsche offen. Nur sein „Wienerisch“ ist noch etwas verbesserungsbedürftig (Zu Papagena kann er nicht „Oida“ sagen, das muss „Oide“ heißen!). 

Seine entzückende Papagena (Miriam Kutrowatz) ist neues Mitglied des Opernstudios. Nach zwei Jahren gab es da nun einen Wechsel bei den jungen Sängern. Auch der 1. Priester (Lukas Schmidt) ist neues Studiomitglied. Noch jünger als die Beiden waren wohl nur noch die drei Wiener Sängerknaben.

Die Leistungen von Anna Bondarenko, Stephanie Houtzeel und Monika Bohinec (Drei Damen), Jörg Schneider und Dan Paul Dumitrescu (Zwei Geharnischte), Clemens Unterreiner (Sprecher) und Robert Bartneck (Monostatos) legen ein gutes Zeugnis über das hohe Niveau des Staatsopernensembles ab.

Apropos Monostastos: wem ist denn dieser Schwachsinn eingefallen, den Mohren Monostatos schwarz gekleidet, mit weißem Gesicht und schwarzer Maske (!) auftreten zu lassen. Ich hatte schon das Regieduo Moshe Leiser & Patrice Caurier in Verdacht, dass sie im Jahr 2013 mit den „bösen Schwarzen“ vielleicht ÖVP-Politiker gemeint haben könnten. Ich habe mir daher die Fotos von der Premiere herausgesucht, und siehe da: In der Premiere war Thomas Ebenstein der Monostatos, schwarz geschminkt mit grauem Anzug und hellem Übermantel. Also hat hier irgendjemand später in die Inszenierung eingegriffen und Monostatos verunstaltet. Einfach nur ärgerlich!

Bertrand de Billy führte Chor und Orchester der Wiener Staatsoper sicher durch die Aufführung.

Musikalisch konnte man also sehr zufrieden sein mit dieser Aufführung. Jetzt bräuchten wir nur noch eine gute Inszenierung, denn diese Produktion ist wahrlich kein Ruhmesblatt im Mozart-Repertoire.  

Walter Nowotny

 

P.S: Danke an die Heinzelmännchen, die die Betonplatten doch noch ersetzt haben, sodass das Publikum nun die Terrasse auf der Galerie vor der Aufführung und in der Pause wieder nutzen kann.

 

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