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WIEN/ Staatsoper: DIE WEIDEN von Staud/Grünbein – die zweite Vorstellung

12.12.2018 | Oper


Rachel Frenkel, Tomasz Konieczny. Bildrechte: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIENER STAATSOPER: 11.12.2018   SO   „Die Weiden“

Nach den durchwachsenen Kritiken der Premiere von Johannes Maria Stauds Oper war man gespannt, wieweit der eigene Eindruck der zweiten Aufführung davon abweichen würde. Vorweg: Die Vokabel „Holzhammer“, „Klischees“, „Schwaches Libretto“ sind allesamt zutreffend, müssen also nicht wiederholt werden. Die Versuche, Gesellschaftskritik im Allgemeinen, Politik und aktuelle Ereignisse im Besonderen in Bühnenstücke zur Sprache zu bringen, sind zahlreich und selten von Erfolg gekrönt. Helmut Qualtinger hat als „Herr Karl“ vor fast sechzig Jahren den Österreichern einen Spiegel vorgehalten, in dem sich niemand selbst, sondern nur andere gesehen hat. So wird es wohl auch mit diesem musikalisch gelungenen Werk geschehen, höflicher Applaus, kurze Betroffenheit, dann folgt wieder die Tagesordnung. Der Librettist Durs Grünbein hat es nicht geschafft, eine Story zu schreiben, die den Zuseher fesselt, der mahnende Zeigefinger ist Dauergast auf der Bühne, Langeweile breitet sich aus.

Dass der Komponist daraus dennoch eine gute Oper schreiben konnte, spricht für seine Klasse. Drei Szenen sind im Stile eines Musicals geschrieben, da war Melodie und Temperament, Schwung und Rhythmus zu erleben. Dann gab es allerdings auch ziemlich eintönig – langatmige Passagen, auf die man in der Fülle eher gerne verzichtet hätte. Ingo Metzmacher war ein umsichtiger Leiter des diesfalls besonders vielseitig eingesetzten Orchesters, alle Musikstile gelangen bestens. Von den Protagonisten gefiel vor allem Rachel Frenkel als Lea, die mit frischer und kräftiger Stimme reüssieren konnte. Tomasz Konieczny setzte als Peter seinen mächtigen Bariton sehr wirkungsvoll ein. Das zweite Paar, Andrea Carroll als Kitty und Thomas Ebenstein als Edgar war stimmlich ebenso präsent.


Rachel Frenkel, Tomasz Konieczny. Bildrechte: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Regie lag bei Andrea Moses in guten Händen, sie versuchte wohl, den Personen Klischees in hoher Dichte aufzuzwängen, hatte aber den Handlungsablauf recht gut auf die Bühne gestellt. Bühnenbild (Jan Pappelbaum) und Kostüme (Kathrin Plath) waren dem Werk entsprechend positiv zu sehen. Die Bühnentechnik spielt eine immer größere Rolle, Videosequenzen (Arian Andel) untermalt von Filmmusik bildeten die Überleitungen zwischen den einzelnen Szenen.

Das Publikum, jedenfalls die 80%, die zum Schluss noch anwesend waren, spendeten kurzen, aber heftigen Applaus. Wie lange sich das Werk auf dem Spielplan halten wird, lässt sich allerdings aufgrund dieser Aufführung nicht sagen.

Johannes Marksteiner

 

 

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