Wiener Staatsoper: 2.6.2025 : „DIE WALKÜRE“ – in der 34. Aufführung der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf – erlaubt, dass man sich auf die musikalische Wiedergabe konzentrieren kann. Sie bietet für die Sänger physisch keine besonderen Herausforderungen. Alles Wesentliche spielt sich zunächst im Vordergrund der zumeist halbdunklen Bühne ab. Erst im 3.Akt öffnet sich die Szene bis weit nach hinten, denn da muss glaubwürdig werden, dass die Wotanstöchter möglicherweise aus allen Erdteilen vom Göttervater herbeigerufen wurden und ihre „Hojotohohs“ lustvoll von sich geben. Auf jeden Fall hat allein die Musik so viel zu „sagen“, dass man sich bei jedem Wiederhören nur wundern kann, was alles man bisher noch nie gehört zu haben wähnt. Sie ist einfach unausschöpflich.
Bild: Arthur Rackham
Mit Andreas Schager – unglaublicherweise erstmals am Hause in dieser Rolle, sowie auch als Siegfried, gab es einmal wieder einen wahren Heldentenor auf dieser Bühne. Ich hatte ihn in Halle an der Saale bei seinen Rollendebuts im Frühjahr 2012 bereits bewundert…Und natürlich auch in Bayreuth und zuletzt als Siegfried in Wiesbaden…… „Echt“ deshalb, weil bei ihm kein Forcieren nötig ist, um die von Wagner verlangte innere und äußere Kraft dieser Figuren unter Beweis zu stellen. Die Stimme bleibt in allen Höhenlagen klangvoll und die Wortdeutlichkeit versteht sich von selbst. Und der sportliche Sänger kann auch mit gutem Aussehen aufwarten. Simone Schneider war ihm als seine Zwillingsschwester Sieglinde eine würdige Partnerin. Vom Orchester unter Philippe Jordan liebevoll nicht nur begleitet, sondern getragen, konnte das Zwillingspaar seine Gefühle entfalten, durch Hunding – Kwangchul Youn – trotz dessen kräftigem Bass nicht mehr trennbar. Die deutsche Sopranistin – auch sowas gibt’s noch! – offeriert sich ihrem Bruder unwiderstehlich, optisch ebenso wie in Wort und Ton. Umso mehr bedauert man sie, als sie gezwungen wird, ihren geliebten Bruder zu verlassen , weil die Göttin Fricka die zu erwartende Blutschande nicht tolerieren kann….
Auch das göttliche Ehepaar bot beachtliche Sangesleistungen. Iain Paterson, immerhin germanischer Herkunft aus schottischen Landen, und Monika Bohínec, slowenisch-österreichischer Herkunft, viele Jahre Ensemblemitglied der Staatsoper, profilierten sich in ihren Streitgesprächen vokal und darstellerisch. Dass Wagner seinen Sängern ermöglicht, nicht nur irgendwelche einseitig guten oder bösen Figuren auf die Bühne zu stellen, sondern ihnen gestattet, sich vokal und optisch in differenziertester humaner Weise dem Publikum darzubieten, macht immer wieder staunen. Anja Kampe vermag die Titelheldin bis ans Ende des 3. Akts, nachdem ihr göttlicher Vater sie zur „Verbrecherin“ erklärt hat, weil sie die Tötung Sieglindes nicht zuließ, zuletzt inmitten ihrer vielen Schwestern, das „weichherzige Weibergezücht“, beschimpft, dann aber allein auf einen Felsen verbannt und sich von ihr abkehrt, in jeder Hinsicht glaubwürdig zu machen. Ihre Schwestern: Regine Hangler, Jenni Hietala, Anna Bondarenko, Szlivia Vörös, Stephanie Maitland, Freya Apffelstaedt und Daria Sushakova. Der noch immer auch beleuchtungsmäßig beeindruckende 3.Akt wurde, wie vom großen Richard geplant, natürlich zum erhebenden Höhepunkt des Abends. Von instrumentaler Seite aus dem – gar nicht so tiefen Graben der Wiener Staatsoper – was natürlich dem Publikum das emotionale Mitfühlen erleichtert – und nicht zuletzt dank dem Maestro: Philippe Jordan.
Uneingeschränkter Publikumsjubel! In diesen mit Bravo-Rufen einstimmend:
Sieglinde Pfabigan