Schlussapplaus mit Rebecca Nash, Linda Watson und Stephen Gould. Foto: Klaus Billand
WIEN/Staatsoper: Kurzbericht DIE FRAU OHNE SCHATTEN am 6. Juni 2019
Der Abend von Camilla Nylund und den Einspringern
Es war ein Abend der Einspringer. Wie Dominique Meyer vor dem Vorhang sagte, hatte ein Virus Nina Stemme, Evelyn Herlitzius und Sebastian Holecek indisponiert. Sie wurden nach einer Anfrage nur wenige Stunden vor der Aufführung (!) ersetzt durch Rebecca Nash als Färberin, mit ihren Debut an der Wiener Staatsoper, der bewährten Linda Watson mit ihrem Rollendebut als Amme im Haus am Ring, sowie Wolfgang Bankl als Geisterbote. „Der kann immer…“ meinte Meyer bei allgemeiner Erheiterung.
Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Watson machte ihre Sache, ohne dass sie diese NI ja kannte, mit ihrem voll klingenden und dunkel timbrierten dramatischen Sopran sehr gut und legte besonderen Wert auf die gesangliche Komponente der Amme, bei guter Diktion. Eine souveräne Leistung! Rebecca Nash als Färberin merkte man – verständlich – die Nervosität an, zum ersten Mal auf den Brettern der Wiener Staatsoper zu stehen, und dann so „Knall auf Fall“. Darstellerisch natürlich nicht die Ausdrucksdimensionen der Stemme erreichend, aber dennoch die komplexe Rolle überzeugend spielend, konnte sie stimmlich, auch was die Wortdeutlichkeit anbetrifft, nicht ganz überzeugen. Aber sie hatte diesen Abend gerettet, und das muss man Nash hoch anrechnen. Dankbar und bewegt nahm die die Beifallsbekundungen des Publikums entgegen.
Wolfgang Bankl sang den Geisterboten natürlich dunkler als Holecek, wirkte aber ebenfalls souverän in dieser Rolle. Einen großartigen Abend hatte Stephen Gould als Kaiser, seine beste Leistung bisher in dieser Serie! Da stimmte alles, Tiefe, Mittellage und Spitzentöne wurden integral intoniert. Wolfgang Koch gab einen oft berührenden Barak mit seinem klangvollen und überaus wortdeutlichen Bariton.
Christian Thielemann und das Orchester der Wiener Staatsoper sorgten wie schon zuvor für die der gigantischen Größe des Werks von Richard Strauss entsprechende musikalische Interpretation. Darüber habe ich bereits in meiner Premierenkritik ausgiebig berichtet.
Es war ein ganz besonderer Abend in der Staatsoper, und das Publikum hielt begeistert lange aus.
Klaus Billand