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WIEN/ Staatsoper: DIE FLEDERMAUS – Silvestervorstellung

01.01.2016 | Operette/Musical

Wiener Staatsoper: DIE FLEDERMAUS – 31.12.2015

 Zum Jahresausklang wurde im Haus am Ring die klassische Inszenierung von Otto Schenk in den Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen gegeben, immerhin auch schon zum 157. Mal. Wie sehr diese Produktion (noch immer) den Geschmack des internationalen Publikums trifft konnte man unter anderem auch am Zwischenapplaus im 2.Akt ermessen, als die Drehbühne benutzt wurde und der Speise-/Ballsaal des Prinzen Orlofsky erschien.

Wird diese Sylvester-Fledermaus als eine der brilliantesten Aufführungen in die Geschichte eingehen – eher nicht, und das lag vor allem an den Protagonistinnen. Der insgesamt doch positive Eindruck des Abends ist den Männern, dem Dirigenten und dem Orchester zu verdanken.

Zwei Publikumslieblinge wurden als Eisenstein und Falke aufgeboten – sowohl Adrian Eröd als auch Clemens Unterreiner überzeugten voll, waren in den Ensembles führend und sie blödelten gekonnt. Ebenfalls hervorzuheben sind auch die Sprechstimmen beider Sänger – absolut deutlich und hervorragend verständlich!

Jochen Schmeckenbacher stellte an der Staatsoper zum ersten Mal den Frank dar – was für langjährige Besucher, der sich an Alfred Sramek gewöhnt hat, gar nicht einfach war. Schmeckenbacher ist ein viel jüngerer, viriler Gefängnisdirektor und insofern ist die Besetzung vergleichbar mit der des Günther Groissböck als Ochs bei den Salzburger Festspielen. Ich bin sicher, dass er später der Figur noch eine individuelle Note verleihen kann.

Der „Tenor für alles“, Herbert Lippert, war ein verlässlicher Alfred, der gut spielte und sang – trotzdem wäre es interessant gewesen, den ursprünglich angesetzten Peter Seiffert in dieser Rolle zu sehen. Peter Jelosits war – wie jedes Jahr – ein verlässlicher Dr.Blind/Stotterbock. Jaroslav Pehal stellte den Iwan dar.

Wie schon andererorts beschrieben ist es schwer nachvollziehbar warum man Dmitry Korchak als „Überraschungsgast“ ankündigte. Wo bleibt die Überraschung wenn der Name schon im Rahmen einer Pressemitteilung und am Abendzettel angeführt wird? Macht keinen Sinn – wäre es da nicht ehrlicher ihn nur als „Gast beim Prinzen“ zu betiteln? Korchak wählte „Una furtiva lagrima“ aus dem Liebestrank und „La Danza“ von Rossini aus – eine nicht unbedingt gelungene Auswahl, da beide Stücke seiner Stimme nicht wirklich entgegen kommen, da sie schon etwas zu schwer ist. Es wäre vielleicht besser gewesen hätte er aus seinem russischen Repertoire etwas zum Besten gegeben.

Peter Simonischek war ein sehr guter Amtsdiener Frosch, der die Grenze zum Klamauk nicht überschritt. Als aktuelle Anspielungen zur Lage der Nation wurde im Amtszimmer die „Akte Grasser“ gefunden, Zelle Nummer 13 war zwar schon 10 Jahre lang für Grasser reserviert – nun ist die FIFA dran.

Kommen wir nun zu den Damen der Schöpfung. Ildiko Raimondi als Rosalinde war – das muss man objektiv sagen – schon überzeugender, wurde allerdings vom Orchester der Wiener Staatsoper musikalisch auf Händen getragen. Überhaupt war ich vom Dirigat von Stefan Soltesz sehr positiv überrascht – dieser Abend war sicherlich einer seiner besten am Ring. Zurück zu Raimondi – die Wirkung des Csardas wurde leider ziemlich vergeben.

Ich mag Zoryana Kushpler in vielen Rollen – der Prinz Orlofsky gehört aber nicht dazu. Schauspielerisch war sie wunderbar, aber leider ziemlich wortundeutlich und die Mittellage hatte ich bei ihr auch schon ausgeprägter und deutlicher gehört. Lydia Rathkolb ist eine verlässliche Ida.

Ein Rollendebüt gab es auch bei der Figur der Adele/Olga. Statt der erkrankten Ileana Tonca wurde aus dem Ensemble Annika Gerhards aufgeboten. Sie hat sich einen wirklich glaubhaften Wiener Dialekt angeeignet. Nach holprigem Start (ziemlich scharfe Spitzentöne, in der mittleren und unteren Lage schwer hörbar) wurde es besser und die Arien im 2. und 3. Akt gelangen ihr achtbar. Mehr Temperament wäre auch wünschenswert gewesen.

Was den Abend zu einem Ereignis der Kartenkategorie „P“ machte blieb mir verschlossen. Der „Überraschungsgast“ konnte es nicht sein – wenn schon Gäste, dann wirklich einen Superstar!

Kurt Vlach

 

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