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WIEN/ Staatsoper: DIE FLEDERMAUS am Neujahrstag mit neuer Qualitäts-Rosalinde aus Österreich

02.01.2016 | Operette/Musical

Wien / Staatsoper: „DIE FLEDERMAUS“ MIT NEUER QUALITÄTS-ROSALINDE AUS ÖSTERREICH (1.1.2016)


Regina Hangler. Foto: Staatsoper

Die Nachfrage nach der „Fledermaus“ ist offenbar nicht zu stillen – und so ist es fast zum ungeschriebenen Gesetz geworden: man spielt im Haus am Ring zu Sylvester „Die Fledermaus“ von Johann Strauss (Text von Richard Genée) und wiederholt die Vorstellung weitgehend unverändert am 1.Jänner – als Auftakt zu weiteren (obligaten) Jänner-Reprisen. Ein Härte-Konditionstest für das Ensemble. Nur die Rosalinde wird meist doppelt besetzt – zu anspruchsvoll ist diese Rolle, in der einst von  einer Ljuba Welitsch oder Gundula Janowitz (zumindest vor der TV-Kamera) Maßstäbe gesetzt wurden.

Und so war es auch heuer. Zum Jahreswechsel stimmte Ildiko Raimondi die „Klänge der Heimat“ an und tags darauf bekam die Nachwuchs-Sopranistin Regina Hangler ihre Chance. Und die in Oberösterreich geborene Sängerin wusste ihre Chance  voll zu nutzen. Spätestens mit dem souverän gehaltenen Spitzenton am Ende des Csardas war klar. Wir haben eine weitere Qualitäts-Rosalinde im Ensemble, die auf Anhieb mit Publikums-Liebling Adrian Eröd – der sich in Superform befand – in punkto Begeisterung gleichzog. Die helle, jugendfrische Stimme von Regine Hangler punktet vor allem in der Höhe, ist koloratur-sicher und bewältigt auch die tiefe Lage, die ihr Johann Strauss-Sohn abverlangt, mit Respekt. Rein optisch gehört sie in die Kategorie „Barock-Primadonna“ – aber das traf ja auch für so manch andere berühmte  Rollen – Vorgängerin zu. Man darf auf weitere Aufgaben für die aus Eferding stammende Sängerin jedenfalls gespannt sein, die ein Technik-Studium absolvierte und eher zufällig zum Musiktheater kam. Bisher waren an der Staatsoper ihre größten Aufgaben Leitmetzerin, Helmwige oder 1.Dame. Bei Gastspielen sang sie aber bereits die Daphne und  die Ariadne von Richard Strauss. Und auch die Mutter in „Hänsel und Gretel“ findet sich in ihrer Biographie.

Der Erfolg als Rosalinde passt also in dieses „Szenario“. Immerhin erlebte man eine stimmige Aufführung unter der schwungvollen musikalischen Leitung von Stefan Soltesz, der diesmal wohl wegen des Neujahrskonzertes nur wenige Philharmoniker im Orchester der Staatsoper vorfand, aber auch mit der „2.Wahl“ zufrieden sein durfte. Star des Abends war einmal mehr Adrian Eröd. Der österreichische Bariton sang den Eisenstein ohne jede Mühe. Sein lausbubenhafter Charme sprühte vor Vitalität, seine Prosa übertraf den Gast aus der Burg, Peter Simonischek als Frosch. Und der lieferte ein besonderes „Kabinetts-Stück“. So besoffen und zugleich virtuos war bisher nur Helmut Lohner. Und dazu gab es jede Menge  Aktualisierungen (Grasser, FIFA etc.).

Aber halten wir uns an den Handlungs-Ablauf. Die „Fledermaus“ beginnt mit Adele – also mit Annika Gerhards. Die deutsche Koloratur-Sopranistin kam nur gediegen und „bodenständig“ mit der Adele zu Rande. Es fehlt ihr  das funkelnde Feuer, die „Leichtigkeit des Seins“, die einst eine Renate Holm oder später Daniela Fally versprühten. Ganz auf Belcanto-Linie diesmal der „Dr. Fledermaus“ Clemens Unterreiner als Falke. Sein Duett mit Eröd, sein „Duidu“ waren großartig. Bitte weiter so! Für den erkrankten Frank Alfred Sramek sprang immerhin Jochen Schmeckenbecher ein und lieferte eine etwas „nördlich“ klingende Variante des Gefängnisdirektors. Stephanie Houtzeel hatte als Orlofsky mit dem Eingangs-Couplet einige Not – es war ihr zu tief und zugleich zu hoch. Aber im Laufe der Vorstellung sang sie sich frei und steckte mit ihrem Lachen viele an.

Bleiben noch Herbert Lippert als köstlicher Alfred, Peter Jelosits als sympathisch – stotternder Advokat und Sylvia Rathkolb als „resche“ Wienerische Ida zu erwähnen. Immerhin sang diese Schwester von Adele im Finale des 2. Aktes mit. Und dort brillierte auch der Chor der Wiener Staatsoper(Martin Schebesta), der in der Inszenierung von Otto Schenk (Ausstattung Günther SchneiderSiemssen) bei der Polka „Unter Donner und Blitz“ einmal mehr Musical-Tanz-Talent unter Beweis stellte.

Fazit: eine wirklich hinreißende „Fledermaus“ mit einer neuen Qualitäts-Rosalinde aus Österreich:  Ein schöner Jahresbeginn !

Peter Dusek

 

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