WIEN/ Staatsoper: DIALOGUES DES CARMÈLITES am 21.5.2023
21.5. 2023, Wiener Staatsoper, „Dialogues des Carmélites“, Premiere, „Glaubensfragen“
Das Martyrium ist schrecklich, aber zum Heile, so sinngemäß der streitbare Kirchenvater Tertullian in seiner Schrift „Scorpiace“. Die Wiener Staatsoper stellt aktuell eine Oper zur Diskussion, in der die Frage nach dem Martyrium eine große Rolle spielt: „Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc. Das Werk wird erstmals im Haus am Ring in französischer Originalsprache gegeben…
Eve-Maud Hubeaux. Foto: WienerStaatsoper/Michael Pöhn
… Magdalena Fuchsberger, die Regisseurin der Staatsopernproduktion, spricht den religiösen Fanatismus an, der die Karmelitinnen sogar noch mit Jubelgesängen in den Tod gehen lässt. Sie rückt sie in die Nähe von Terroristen, sie findet nicht, dass man mit ihnen „Mitleid“ empfinden sollte. Zitat: „Am Schluss siegt ja eigentlich die Ideologie und der Fanatismus.“ Deshalb hat sie im Finale den Nonnen auf dem Schafott altertümliche, strahlenbestückte Gloriolen verpasst, fast ein wenig ironisierend, mit schwarzen Gesichtsschleiern, um sie zu entindividualisieren. Sie sind auf einer Rampe im Bühnenhintergrund positioniert, im Halbdunkel des Vordergrundes liegen Menschen, die Toten der Revolution? Blanche erspart sie dieses Schicksal: Blanche sinkt blutend zu Boden. Hätte Fuchsberger im Finale Blanche mit einem Sprengstoffgürtel auf die Bühne geschickt, um alles und sich selbst in die Luft zu jagen, es wäre konsequenter gewesen. Aber mit Poulencs Oper haben solche Sichtweisen ohnehin nichts mehr zu tun…
http://www.operinwien.at/werkverz/poulenc/adialog3.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at