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WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER

Zwei Lerchenauer an einem Abend

28.03.2019 | Oper

Bildergebnis für wolfgang bankl ochs
Wolfgang Bankl (Ochs auf Lerchenau). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Zwei Lerchenauer an einem Abend: Der Rosenkavalier

Wiener Staatsoper, 27.3.2019

 

 Peter Rose musste die letzte Vorstellung krankheitsbedingt absagen, versuchte sich an diesem Abend aber wieder in der Rolle des Ochs, ließ sich aber ansagen. Nach dem ersten Akt gab er schlussendlich w.o. und musste ersetzt werden. In weiser Voraussicht wurde schon am Nachmittag Wolfgang Bankl darüber verständigt, dass er sich für den Fall der Fälle bereithalten sollte – und nachdem das Worst Case Scenario tatsächlich eingetreten war, übernahm er ab dem 2.Akt und rettete somit die Vorstellung. Bankl, der ja schon am Sonntag aufgetreten war, gab einen ziemlich ruppigen und derben Baron Lerchenau, der – samt seiner Bagagi – nicht dazu beitrug, auch ein irgendwie geartetes Mitleid mit ihm zu empfinden.

Clemens Unterreiner war ursprünglich auch nicht für diese Serie angesetzt. Seine  Charakterstudie des Emporkömmlings Faninal war ausgezeichnet und wie üblich wirkte durch die Persönlichkeit des Sängers die Rolle größer als sie tatsächlich ist. Besonders gelungen fand ich auch das Zusammenspiel mit Caroline Wenborne – es war schön sie wieder in als Marianne Leitmetzerin auf der Bühne zu sehen.

Ein weiterer Pluspunkt des Abends war das italienische Intrigantenpaar – Ulrike Helzel als attraktive Annina verdrehte dem Ochs den Kopf und auch ihr Partner Michael Laurenz (Valzacchi) holte alles aus der Rolle raus. Beide spielten sehr glaubwürdig und waren eine hervorragende Ergänzung zu den Hauptrollen. Um gleich bei den kleineren Rollen zu bleiben – Jörg Schneider als Wirt gefiel mir wieder sehr (auch sein Auftritt in Pagliacci war einer der Höhepunkte der Abends) und ich kann mich nicht erinnern Alexandru Moisiuc derartig bühnenpräsent in Erinnerung zu haben (Wachtmeister) und Mariam Battistelli spielte und sang sich als Modistin in den Vordergrund. Einzig Benjamin Bruns war etwas enttäuschend, zu sehr flackerten seine Höhen. Aber zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass „mein“ Sänger auf immer und ewig Johan Botha bleiben wird – er hat im Mai 2005 ein einziges Mal diesen Part übernommen und seit dem messe ich alle Sänger in dieser Rolle an ihm…

Die Sophie war bei Chen Reiss in besten Händen – man nahm ihr das junge, gerade aus dem Kloster gekommene, Mädel sofort ab. „Schultern wie ein Hendel“ hat sie ja und entsprach der von Hofmannsthal geschilderten Figur perfekt. In einer sonst eher emotionslosen Vorstellung berührte einzig und allein die perfekt gesungene und gespielte Szene der Überreichung der Rose – sie und Stephanie Houtzeel kennen sich ja bestens (schon 2015 war dieses Duo gemeinsam angesetzt gewesen). Figürlich ist der Octavian bei Houtzeel bestens aufgehoben, sie spielte auch den 17 Jahre (und 2 Monate) alten Heißsporn mit allen Facetten, die die Rolle zu bieten hat. Ihren nach wie vor hellen Mezzo brachte sie am besten bei der oben angeführten Szene zur Geltung, aber auch als Mariandl war sie entzückend.

Leichte Einwände habe ich gegen die Adrianne Pieczonka als Marschallin. Sie hat diese Rolle zwar schon seit einiger Zeit im Repertoire, allerdings vermisste ich beim Zeitmonolog die Intensität (und vielleicht auch die Erfahrung), die ich bei anderen Interpretinnen dieser Rolle gespürt habe.

Was jetzt mit diesem Abend nicht wirklich was zu tun hat, aber ich frage mich ob Hofmannsthal – als er der Marschallin die Bemerkungen über die Männer im Allgemeinen in den Mund gelegt hat – sich vielleicht eine Anleihe bei Shakespeare genommen hat? In „Much Ado About Nothing“ (Akt 2, Szene 3) heißt es nämlich –

    Sigh no more, ladies, sigh no more,

 Men were deceivers ever,

 One foot in sea and one on shore,

 To one thing constant never.

 Then sigh not so, but let them go,

 And be you blithe and bonny,

 Converting all your sounds of woe

 Into Hey, nonny nonny.

 

 Sing no more ditties, sing no more

 Of dumps so dull and heavy.

 The fraud of men was ever so,

 Since summer first was leavy.

 Then sigh not so, but let them go

 And be you blithe and bonny,

 Converting all your sounds of woe

 Into Hey, nonny nonny.

Die Inszenierung von Otto Schenk ist eine der “Unverzichtbaren” dieses Hauses – viele Worte darüber zu verschwenden ist müßig. An diesem Abend sehr störend waren aber die im 3.Akt herumtobenden Kinder (es waren auch mehr als die vier, die im Libretto vorkommen), die für extrem viel Unruhe sorgten.

Adam Fischer und das Staatsopernorchester kennen das Stück natürlich in- und auswendig. Es wurde korrekt musiziert (von den drei Horn-Kieksern einmal abgesehen). Insgesamt fügten sich aber an diesem Abend die Einzelbausteine nicht zu einem Ganzen – der Funke sprang nicht ins Publikum über (und nach dem ersten und zweiten Aufzug leerten sich nicht nur die Galeriestehplätze, sondern es blieben danach auch viele Plätze auf der Galerie und Balkonseite frei) – deswegen war es eine gediegene Repertoire-Vorstellung, aber nicht mehr.

Kurt Vlach

 

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