Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER

28.05.2017 | Oper

WIEN/ Staatsoper: „DER ROSENKAVALIER“ am 27.5.2017

06_Der_Rosenkavalier_99577_ROSE_FALLY
Peter Rose, Daniela Fally. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Sascha Goetzel, der in den letzten Spielzeiten durchaus gute Mozart-Abende im Haus am Ring dirigiert hat, stand in dieser Serie in der wienerischsten aller Opern am Pult. Und um es gleich zu sagen, war seine Leistung gegenüber der 1. Aufführung stark verbessert. Die Direktion der Staatsoper behauptet immer wieder, dass man Werke in der Regel erst nach Orchesterproben präsentiert. Daran zu glauben fällt etwas schwer, wenn weder beim „Ring des Nibelungen“ noch bei diesem Strauss-Werk eine Orchesterprobe stattfindet. Und letztlich ist es kaum zu verantworten, wenn ein Dirigent, der eine Oper zum ersten Mal im Hause dirigiert, keine Orchesterprobe erhält. Daran gemessen war es durchaus erfreulich, wie der Österreicher im Orchestergraben agierte. Leicht und luftig klang der 1. Akt, niemals zu laut der 2. und sehr bewegend der 3. Nie wurden die Sänger gedeckt. Eine wirklich vertiefte Interpretation kann erst nach mehreren Dirigaten kommen. Was allerdings auffällt, ist, dass Goetzel die Sängereinsätze nicht gibt und sie dem Maestro suggeritore überlässt. Der Dirigent ist eben bisher eher im Konzertbereich tätig gewesen.

Linda Watson ist ganz kurzfristig für Angela Denoke eingesprungen. Ihre Marschallin überrascht im positivsten Sinne. Warum hat sie diese Rolle nicht schon früher an der Staatsoper gesungen? Sie ist eine sehr fraulich-mütterliche Marie-Theres. Jede Bewegung, jede Geste passt zur Figur. Und wie sie es schafft, ihren hochdramatischen Sopran zu zügeln und den feinen Linien der Strauss- Melodien anzupassen, ist höchst bewundernswert. Textverständlichkeit und Diktion sind vorzüglich. Ihr Sopran glänzt in einer spätsommerlichen Bronze und passt damit hervorragend zum jugendlich-strahlenden Mezzosopran ihres Liebhabers Octavian in der Gestalt von Sophie Koch. Seit sie vorsichtig eine Facherweiterung anstrebt (Brangäne), ist ihre Stimme größer geworden und glänzt in der Höhenlage besonders. Ihre schlanke Figur und ihre eleganten Bewegungen sind voll auf diese androgyne Figur zugeschnitten. Daniela Fally ist ein wienerisches Madl, die völlig richtig keine zickige Figur auf die Bühne stellt. Ihr silbriger höhensicherer Sopran mit angenehmer Färbung ist für diese Partie sehr geeignet. Peter Rose, der beliebte Ochs, hat etwas von seinem Stimmumfang eingebüßt, ist aber mit seinem süffigen Bass, dem leichten Wiener Idiom und seiner kräftigen Figur nach wie vor wie geschaffen für diese Rolle, zumal er nie vergisst, dass der Lerchenauer ein Adeliger ist. Jochen Schmeckenbecher ist stimmlich und darstellerisch in die Rolle des Faninal hineingewachsen. Seine Stimme setzt er weicher und flexibler ein als bisher. Das Intrigantenpaar von Thomas Ebenstein und Ulrike Helzel spielt nicht übertrieben, sondern durchaus geschmackvoll. Der Tenor fällt durch seine helle und klare Stimme immer positiver auf. Das kann man von der Stimme des Sängers von Joseph Dennis nicht behaupten, über sie sei der Mantel des Schweigens gehüllt. Hingegen glänzte Herwig Pecoraro als Wirt mit seiner Stentorstimme bei der Ankündigung der Marschallin. Regine Hangler war eine zurückhaltende Leitmetzerin mit hellem Sopran und Alexendru Moisiuc ein dunkelstimmiger Polizeikommissar. Marcus Pelz gab einen grotesken Notar mit hervorragender Diktion. Wolfram Igor Derntl und Benedikt Kobel spielten und sangen die beiden Haushofmeister auf hohem Niveau. Ansonsten …

Chor (Leitung Martin Schebesta) und das philharmonische Staatsopernorchester sangen und spielten mit wunderbarem Ton äußerst präzise.

Johann Schwarz

 

Diese Seite drucken