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WIEN/ Staatsoper: DER FREISCHÜTZ

Neu besetzt!

09.09.2018 | Oper


Christopher Ventris und Tomas Konieczny. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIEN / Staatsoper: Der Freischütz am 08.09.2018

Die nicht unumstrittene Produktion des Freischütz vom heurigen Juni wurde mit überwiegend frischem Personal besetzt und trug zum erfolgreichen Saisonstart bei. Einerseits haben wir uns inzwischen an die etwas schräge Sichtweise von Christian Räth und seinem Team gewöhnt – manche Regieeinfälle wie das brennende Klavier, der überkopf agierende Samiel und der Eremit aus dem Kristalllüster – schmerzen zwar noch immer, der Gesamteindruck vermittelt aber durchaus eine leidenschaftliche Geschichte, die zu recht als Ursprung der Deutschen Romantik gilt. Andererseits erweist sich wieder einmal, dass eine gelungene musikalische Interpretation die Akzeptanz für eigenartige Inszenierungen erhöht – es bleibt allerdings die Frage, wer diese Umdeutungen, die bis zu Eingriffen ins Libretto führen, wirklich braucht. Wie man in Wien sagt: „za wos !“

Basis des Erfolgs war das konzentriert spielende Staatsopernorchester, das uns gleich zu Beginn ein Hornsolo – ohne Kickser – bescherte. Der bewährte Kapellmeister Sebastian Weigle gestaltete die Ouvertüre als eindrucksvolle symphonische Tondichtung und sorgte in der Folge sowohl für dynamische Eruptionen als auch für zarte Töne, sodass sich die Solisten ohne Probleme auf die Gestaltung der verschiedenen Stimmungen konzentrieren konnten. Auch der Chor der Wiener Staatsoper brillierte mit mächtigem, schönem Klang und mit exakten Einsätzen.

Von der Premierenbesetzung sind nur der dominante und wortdeutliche Clemens Unterreiner als Cuno, der stimmlich und darstellerisch sehr gute Gabriel Bermudez als Kilian und der artistisch agierende Hans Peter Kammerer als Samiel übrig geblieben. Die neu aufgebotenen Künstler sorgten ausnahmslos dafür, dass das Premierenniveau zumindest erhalten, in manchen Rollen sogar deutlich gesteigert wurde.


Christopher Ventris. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Christopher Ventris machte uns die größte Freude, weil er zur Gänze unsere Erwartungen und Hoffnungen erfüllt hat. Der Max liegt ihm perfekt in der Kehle und so konnte er seinen lyrischen Tenor mit Leichtigkeit und Schönheit klingen lassen. Diese Chance hatte Andreas Schager in der Premiere wegen des groben Dirigates leider nicht.

Die beeindruckendste Leistung des Abends hörten wir von Tomasz Konieczny als Caspar. Dieser Bösewicht reiht sich in die Liste seiner Paraderollen ein – der gaumige, mächtige Bariton, wortdeutlich und technisch perfekt, ergibt, zusammen mit ausdrucksvollem Spiel, eine singuläre Rollengestaltung.


Anna Gabler. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Agathe, das Ziel der Begierde, wurde von Anna Gabler mit schönem, tragfähigem Sopran gesungen. Ihre Stimme bietet aber noch die mädchenhafte Frische, die diese Figur so berührend macht. Chen Reiss war als Ännchen mit glockenheller, inniger Stimme eine kongeniale Freundin und Partnerin und bewirkte, dass die gemeinsamen Szenen mit Agathe so gut gelungen sind.

Samuel Hasselhorn feierte als Ottokar mit schönem Bariton ein erfolgreiches Hausdebut; Falk Struckmann wurde mit dem Lüsterlift transportiert und konnte sich so auf seine Rolle als Eremit konzentrieren – was er auch mit sehr dominantem Bassbariton eindrucksvoll tat.

Die radikalen Umbesetzungen haben der Produktion sehr gut getan und wir erlebten einen Opernabend, der die Premiere deutlich in den Schatten stellte.

Maria und Johann Jahnas

 

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