Thomas Ebenstein. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
27.03.2018 Wiener Staatsoper „Dantons Tod“
Georg Büchners Drama – über einen sehr dunklen Punkt der Weltgeschichte – bildet die Vorlage für Gottfried von Einems Oper. Vermutlich hätte man diesen Teil der französischen Revolution nicht passender, packender und spannender in Musik fassen können. Daneben wirkt „Andre Chenier“ wie ein harmloses Kammerspiel, wenngleich die Musik Giordanos den Hörgewohnheiten der Opernfreunde eher entgegenkommt. Aber die musikalische Umsetzung der hitzigen Endphase der Revolution, die entfesselte Menge, die durch Agitation – leider auch heute noch – in Gewaltexzessen schwelgt, eine politische Führung, die Gegner reihenweise umbringen lässt – auch das ist noch immer nicht überwunden – ist von Einem meisterhaft gelungen.
Freilich erfordert die Umsetzung der Partitur Außergewöhnliches. Ein Orchester, das unter der sicheren Leitung der Hausdebütantin Susanna Mälkki alle Schwierigkeiten bestens bewältigt, da gab es keinen Moment, an dem die Spannung unterbrochen war. Ein Chor, der in großer Besetzung äußerst präsent war und auch durch Dauereinsatz kaum Ermüdungserscheinungen zeigte. Ein Ensemble, das homogen war und nicht durch Kraftmeierei glänzte.
Herbert Lippert, Wolfgang Koch, Jörg Schneider. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Wolfgang Koch war in der Titelrolle ein Turm in der verlorenen Schlacht. Die Intensität, mit der er letztlich vergeblich um sein Leben kämpfte, konnte er mit großer Stimme hervorragend ausspielen. Herbert Lippert war ein ausgezeichneter Camille Desmoulins, er überzeugte mit kräftigem, aber trotz der erforderlichen Lautstärke wohlklingendem Tenor. Auch Thomas Eberstein als Robespierre konnte mit schlanker, aber wortdeutlicher Stimme gut gefallen. Olga Bezsmertna sang die Lucile sehr achtbar, trotz der Übermacht der Herren war sie aber doch sehr präsent.
In weiteren Rollen konnten Ayk Martirossian als Saint Just und Jörg Schneider als Herault de Sechelles gefallen.
Die Regie von Josef Ernst Köpplinger beschränkte sich im Bühnenbild (Rainer Sinell) darauf, den Zu- und Ablauf der Menschenmassen zu regeln, kein leichtes Unterfangen. Die Kostüme von Alfred Mayerhofer waren der Zeit entsprechend, der Kontrast des eleganten Robespierre zum schäbig gewandeten Danton kam gut zur Geltung.
Das Publikum feierte eine meisterhafte Aufführung eines bedrückenden, aber eindrucksvollen Werkes.
Johannes Marksteiner