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WIEN/ Staatsoper: DANTONS TOD. Premiere

24.03.2018 | Oper


Olga Bezsmertna. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

DANTONS TOD – PREMIERE STAATSOPER – 24.3.2018

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Das Werk ist ein Wurf. Das müssen selbst jene zugeben, die Gottfried von Einem eher kritisch gegenüber stehen. Das Werk war bei seiner Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1947 ein Sensationserfolg, was sicher auch auf die für die damalige Zeit optimale Besetzung – Ferenc Fricsay am Pult, unter den Sängern u.a. Maria Cebotari und Paul Schöffler – zurückzuführen.war. Noch im selben Jahr kam die Produktion ins Theater an der Wien, dem damaligen Ausweichquartier der Staatsoper. Es gab allerdings nur 4 Aufführungen. 1963 gab es, abermals im Theater an der Wien, eine Produktion der Wr. Festwochen mit Eberhard Wächter in der Titelrolle und dem unvergesslichen Gerhard Stolze als Robespierre. 1967 kam das Werk dann erstmals ins Haus am Ring, erlebte dort allerdings lediglich 17 Aufführungen. Nach nunmehr 46 Jahren giibt es nun zum 100. Geburtstag des Komponisten, den man durchaus auch zum Anlass nehmen könnte, einmal dessen nicht unumstrittenen kulturpolitischen Aktivitäten unter die Lupe zu nehmen, eine Neuproduktion.

Das Werk entstand unter Mithilfe von Einems Lehrer Boris Blacher, der das Libretto nach dem Drama von Georg Büchner, das er entsprechend verknappte, schuf. Die Musik ist aus Sicht der damaligen Zeit modern, aber auch für konservative Ohren trotzdem hörenswert. Es gibt sehr schöne lyrische Momente, speziell in den Zwischenspielen, aber auch wilde Entladungen, vor allen Dingen in den Massenszenen. Sehr berühremd das Ende, zunächst mit dem lapidar klingenden Gesang der Henker und dann den entrückten Todesphantasien der Lucille.


Herbert Lippert, Wolfgang Koch, Jörg Schneider. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Aufführung war in ihrer Gesamtsicht gut. Es fehlte allerdings der besondere Moment. Das ist auch auf die Sänger zurückzuführen, die kaum Höhepunkte setzten. So sang Wolfgang Koch in der Titelrolle sehr intensiv, aber er blieb trotzdem einiges schuldig. Man glaubte ihm den kritischen Revolutionär, vor dem sich die Machthaber letztlich fürchten, nicht wirklich. Das lag daran, dass er auch darstellerisch blass blieb. Olga Beszmertna als Lucile sang zwar schön und auf Linie, vermochte aber wenig zu rühren. Ihr Ausruf am Schluss blieb eher wirkungslos. Herbert Lippert als Camille sang ebenfalls sehr engagiert, hatte aber seine Probleme in der Höhe. Darstellerisch konnte auch er nicht restlos überzeugen. Thomas Ebenstein konnte als Robespierre kaum Gefährlichkeit ausstrahlen, sang aber ordentlich. Ayk Martirossian als Saint-Just blieb gesanglich ebenso im Rahmen, wie er auch darstellerisch kaum Akzente setzte. Stimmgewaltig wat wie immer Wolfgang Bankl als Simon und ebenfalls unauffällig Jörg Schneider in der zugegebenermaßen nicht sehr attraktiven Rolle des Herault.

Das Orchester unter der Leitung von Susanna Mälkki bemühte sich, die Partitur bestmöglich zu realisieren, was auch über weite Strecken gut gelang. Der Chor war von Martin Schebesta hervorragend einstudiert und sang ausgezeichnet.

Die Inszenierung von Josef Ernst Köpplinger tut niemanden weh, wobei er auf jegliche Art von Aktualisierung verzichtete. Allerdings war es weniger eine Regie denn ein Arrangement der Sänger und des Chores. Das Bühnenbild von Rainer Sinell war eher abstrakt gehalten. Es stellte eine Art zerstörte Fabrikshalle dar, deren Wände verschiedentlich geöffnet und geschlossen wurden. Außerdem lagen verschiedene nicht mehr intakte Gegenstände herum. Die einzelnen Schauplätze wurden durch wenige Versatzstücke angedeutet. Die Kostüme von Alfred Mayerhofer waren der Zeit der Handlung entsprechend und man war froh einmal nicht Alltagskleidung, die ja das größte Übel der meisten heutigen Inszenierungen ist, zu sehen.

Am Ende gemäßigter Jubel für alle Beteiligten, keinerlei Missfallensäußerungen gegen das Regieteam.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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