Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: COSÌ FAN TUTTE

29.02.2012 | KRITIKEN, Oper

 WIENER STAATSOPER: COSÌ FAN TUTTE  am 28.2.2012

 „Cosi fan tutte“ in einer unterhaltsamen Repertoirevorstellung mit einigen sehr erfreulichen und wenigen negativen Überraschungen. Die schöne und realistische Inszenierung von Roberto de Simone funktioniert noch immer sehr gut und lädt die Akteure zu temperamentvollem Spiel ein – man gewinnt den Eindruck, dass sie auf der Bühne genausoviel Vergnügen haben wie wir im Publikum. Das Bühnenbild von Mauro Carosi und die Kostüme von Odette Nicoletti sind eine Wohltat fürs Auge. Es schadet natürlich nicht, wenn man keine grossen Berührungsängste gegenüber Kitsch (siehe „Kriegsschiff) hat.

 Aus dem Orchestergraben kam die sonst so fröhlich – tänzerische Musik Mozarts etwas schwerer – weniger mitreissend. Jeremie Rhorer führte das Staatsopernorchester konzentriert und sängerfreundlich; der wunderbare Streicherklang blitzte mehrmals besonders einfühlsam auf.

 Die grösste Freude des Abends machten uns die beiden Herren aus dem Ensemble. Benjamin Bruns sang den Ferrando mit einer von ihm noch nie gehörten Stimmschönheit. Seine hervorragende Gesangstechnik und die genaue Kenntnis der Akustik des Hauses ermöglichen ihm, mit zarten Piani zu spielen, die aber trotzdem bis in die hintersten Reihen deutlich hörbar sind. Es ist so angenehm, einen Sänger zu erleben, der stimmlich so gestalten kann und dort forciert wo er emotional soll und nicht weil er – aufgrund mangelnder Technik – muss. Eine schöne Mozart-Stimme und ein Versprechen für die Zukunft eines neuen Mozart-Ensembles.

 Weniger überraschend aber nicht minder erfreulich war die Darstellung des Guglielmo durch Adam Plachetka. Sein sicherer, charakteristischer Bariton ist eine echte Bereicherung für die Wiener Oper.

 Weniger Freude machten die gesanglichen Darbietungen der beiden Schwestern. KS Barbara Frittoli als Fiordiligi ist derzeit nicht in bester Verfassung, in den tiefen Lagen hört man manchen unschönen Ton, in der Höhe klingt es manchmal etwas schrill. Merkbar war allerdings eine deutliche Steigerung nach der Pause – rechtzeitig zur grossen Arie.

 Laura Polverelli als Dorabella hatte – wie auch Frau Frittoli – eine starke Tendenz zu einem unangenemen Vibrato. Die schönsten, berührendsten Momente hatten die Damen in den Duetten.

 Die Dame des Abends kam aber auch aus dem Staatsopernensemble: Anita Hartig fühlt sich in der Rolle der Despina hörbar und sichtlich wohl. Ihre Stimme klingt in allen Bereichen ausdrucksvoll, schön und kontrolliert; die „lustige“ Stimmparodie als Notar kann man mögen oder nicht – wir halten sie, wie auch beim „Mariandel“ im Rosenkavalier für entbehrlich.

 Manchen Sängern wird attestiert, dass sie durch besonderes Engagement und Leistung aus einer kleinen Nebenrolle eine Hauptrolle machen. Natale De Carolis ist es gelungen, aus der Hauptrolle des Don Alfonso eine Nebenrolle zu machen. Sowohl stimmlich als auch darstellerisch konnte er das Niveau des Abends nicht erreichen.

 In Anbetracht dieser unterhaltsamen Aufführung auf hohem Niveau erstaunte uns der Exodus, der in der Pause zu beobachten war – die Motive können wir nicht verstehen.

  Maria und Johann Jahnas 

 

Diese Seite drucken