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WIEN/ Staatsoper: CHOWANSCHTSCHINA

20.11.2014 | Oper

WIENER STAATSOPER. 18.11.2014   SO „Chowanschtschina“

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Elena Maximova, Ain Anger. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Schwere Kost an der Staatsoper. Mussorgskis Meisterwerk fand nach vielen Jahren den Weg auf den Spielplan und forderte von den Akteuren und dem Publikum sehr viel. Regisseur Lev Dodin schuf eine Produktion, die durchaus Bestand haben könnte, wenn man die erforderlichen Sänger zur Verfügung hat, und wenn man das Publikum von der Qualität dieser Oper überzeugen könnte.

Die erste Vorstellung nach der Premiere fand bereits vor (ab dem zweiten Akt) deutlich gelichtetem Auditorium statt, das lässt nichts Gutes ahnen. Ausstatter Alexander Borovskiy stellte ein komplexes Gerüst auf die Bühne, Teile davon dienten als Fahrstuhl für die Protagonisten. Das mag eigenartig aussehen, wirkungsvoll und praktisch ist es allemal. Die Geschichte ist ziemlich seltsam und verwirrend – russischen Stoffen mangelt es gelegentlich an stringenter Logik -, die politisch-religiöse Auseinandersetzung dieses Dramas allein hätte kaum einer Oper zum Durchbruch verholfen. Aber die Musik macht da einiges wett, Dramatik, Pathos, wuchtiger Klangrausch, alles das wird im Übermaß geboten. Die Sängerriege wird von zwei Bässen dominiert: Ferruccio Furlanetto sang den Iwan Chowanski mit großer Stimme. Sein mächtiger Bass kam auch in dieser für ihn ungewöhnlichen Opernkategorie bestens zur Geltung. Ain Anger als Dossifei war ihm ebenbürtig, auch seine Stimme, eher im italienischen Fach zu Hause, war bestens geeignet, diese Rolle mit großem Einsatz seiner beachtlichen Stimmmittel auszufüllen. Elena Maximova sang die Marfa, anfangs etwas zurückhaltend, im Laufe des Abends aber doch sehr engagiert und stimmgewaltig. Die beiden Tenöre, Christopher Ventris (Andrei Chowanski) und Herbert Lippert (Golizyn) standen trotz hoher Präsenz doch deutlich im Schatten der beiden Bässe. Semyon Bychkov dirigierte ein entfesselt aufspielendes Orchester mit großer Bravour.

Da blieb kein Wunsch offen, auch die Chöre, der Staatsopernchor wurde vom Chor der slowakischen Philharmonie unterstützt, leisteten Beachtliches. Viel Jubel trotz der späten Stunde belohnte alle Ausführenden.  

Johannes Marksteiner

 

 

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