„In odio tutto l’amor mio finì…” – Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ und Leoncavallos „Pagliacci“ an der Wiener Staatsoper, Dernière dieser Seria vom 27.06.2023
„Cavalleria rusticana“. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Als Jean-Pierre Ponnelle 1985 die beiden Prototypen des Verismo, Cavalleria Rusticana und Pagliacci für die Wiener Staatsoper inszenierte, erlaubt er sich einen Kunstgriff, welcher zwar nicht ganz der Werktreue entspricht, die Aussagen beider Einakter aber außerordentlich unterstützt: Er setzt beide Stücke örtlich zueinander in Beziehung und lässt sie im selben Dorf spielen, obschon der Pagliacci nicht in Sizilien, sondern in Kalabrien spielt. Auch setzt er den Pagliacci in die 30er Jahre des 20., anstatt in die Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Cavalleria sehen wir dann das Dorf mit Draufsicht auf die Kirche und den Kirchplatz, die Sonne geht zu Beginn des Stückes auf, während im Pagliacci das Dorf „Hinter den Kulissen“ von uns gesehen wird und außerdem die Sonne während des Stücks untergeht. Das ist zwar hinlänglich bekannt, doch immer wieder beeindruckend. Ponnelle zeigt also zwei Seiten einer Medaille und einen sich stets wiederholenden Vorgang, welcher durch die Zeit immer wieder abläuft: Menschlicher Kontrollverlust auf der einen und menschliche Selbstaufgabe auf der anderen Seite, beides in Verbindung mit starker, als toxisch anzusehender Liebe.
Dass Ponnelles Inszenierung noch immer nichts von ihrer gewaltigen Kraft eingebüßt hat, war keine Überraschung, die verschiedenen Umbesetzungen im Vorfeld der Seria hingegen schon: So wurde ursprünglich angedacht, daß Asmik Grigorian nicht nur die Nedda, sondern auch die Santuzza singen sollte. Eine gewaltige Aufgabe und eine Rolle, die das beeindruckende Portfolio an tiefgehenden Charakterstudien durch Frau Grigorian um einen weiteren Höhepunkt vergrößert hätte. Ihr zur Seite sollte Jonathan Tetelman stehen, im Rollendebüt als Turiddu. Allein: Beide verschwanden über Nacht vom Besetzungszettel ohne jedwede öffentliche Kommunikation seitens der Staatsoper. Was nicht weiter verwundert, denn angeblich (Achtung: Gerüchte!) wurde viel zu wenig Zeit für ausreichende Proben veranschlagt, so daß sich sowohl Frau Grigorian, als auch Herr Tetelman nicht in der Lage sahen, sich adäquat für diese beiden Kraftakte vorzubereiten. Zu Recht, denn die Schonung der Stimme und der Anspruch an Qualität müssen für Sänger immer Vorrang haben und wir hören nicht zum ersten Mal von unzulänglichen Probezeiten an der Staatsoper. Schon bei Ariadne auf Naxos soll ja das Bühnenbild erst am Vortag der Seria aus Mailand angekommen sein und den Sängern somit kaum Zeit für adäquate Proben im echten Bühnenbild geblieben sein.
Doch zurück zu den belegten Tatsachen: Als Santuzza stand Elena Stikhina auf dem Besetzungszettel und was soll man da sagen. Die Russin hat das Ding gerockt, wie man es nur rocken kann! Nun ist diese Rolle wahrlich kein Spaziergang und über die gesanglichen Strapazen hinaus ist sie auch emotional wirklich anspruchsvoll. Mit Santuzza zeichnet Mascagni eine Figur, die durch ihr Leid gezeichnet und getrieben ist. Ein Leid, das aus einer unerschöpflichen Liebe wächst, der Liebe zu Turiddu, die dieser nicht wirklich erwidert und erst im Angesicht des Todes genauso wie seine Fehler erkennt. Es ist kein Zufall, daß die Cavalleria zu Ostern spielt, denn hier tut sich eine Parallele zwischen christlichem Leiden, insbesondere dem Leiden der heiligen Jungfrau Maria auf: Während einerseits Christus am Kreuz erhöht wird, ist Santuzza aufgrund ihrer gleich mehrfachen Zurückweisung durch Turiddu und die Gesellschaft des sizilianischen Dorfes die Leidende, die trotz ihres festen Glaubens an Christus und die Liebe ihr eigenes Martyrium erleiden muss. Ganz analog also zur Mater Dolorosa, wobei der Moment des Leidens um den Geliebten erst noch mit dem Ende der Oper eintritt. Santuzza liebt, hofft und leidet, sie verzehrt sich so sehr nach der Liebe Turiddus, daß sie ihn sogar verrät, nur um ihn nicht an eine andere zu verlieren und ihn so selbst in den Tod schickt.
Ein mehr als nur ambivalenter, psychisch schwieriger Charakter und die Beschäftigung mit den Motiven von Santuzzas Handlungen könnte wohl Bände füllen. Um so beachtlicher ist es, daß es Frau Stikhina meisterlich gelingt, die komplexen Emotionen und Charakterzüge dieser verzweifelten Frau vollumfänglich zum Ausdruck zu bringen. Wir nehmen Anteil an ihrem Leid, alleine, ausgestoßen, verlassen, verlacht und zurückgewiesen in einer archaischen Welt, die keine Gnade kennt. Und auch gesanglich gibt Frau Stikhina alles, wirft sich nahezu flehend an uns, um auch uns um erbarmen zu bitten und wir wissen gar nicht wo sie intensiver in ihrem Gesang ist: Bereits das „Voi lo sapete“ trifft uns flehentlich ins Herz, peitscht uns gemeinsam mit ihren Gefühlen hin und her, im „Innegiamo“ gelingt es ihr leicht, den Chor und das Orchester zu übertönen und dennoch kleine Details durchscheinen zu lassen. Was für ein emotionaler und packender Auftritt, zu Recht feiert das Publikum Frau Stikhina frenetisch, brava bravissima!
Flankiert wird Frau Stikhina von klug besetzen Nebenrollen: Isabel Signoret bringt ihre Gegenspielerin Lola in voller Boshaftigkeit auf die Bühne. Hat sie zwar nur wenige Momente, in denen sie auftritt, sind diese von Gemeinheit und der tiefen Eifersucht und Verachtung, welche Lola gegen Santuzza hegt, geprägt. Diese Frau hegt keine Skrupel, wenn es darum geht, das zu bekommen, was sie will. Fast schon hämisch spielt sie mit den Gefühlen anderer, schaut weg, um das Leid Santuzzas nicht sehen zu müssen und ergözt sich regelrecht dann doch daran, nicht zuletzt auch, um sich selbst über die Rivalin erheben zu können. Nachdem bereits alle Mitglieder der Dorfgemeinschaft Santuzza durch Fingerzeig verfemt haben, tut Lola dieses noch einmal mit größerer Intensität vom Balkon ihres Hauses herab. Dieses bereits eindringliche Spiel wird durch den wirklich kraftvollen und zugleich verführerisch lockenden Mezzo von Frau Signoret noch unterstützt. Keine Frage, ihre Lola kommt fast als Vorstufe einer Carmen daher und lässt viel Freude auf zukünftige Auftritte zu – Brava Isabel Signoret!
Und auch Noa Beinart als Lucia gelingt eine exzellente Zeichnung einer Frau, welche durch die Erbarmungslosigkeit der Gesellschaft, in der sie lebt, selbst hart und fast schon gleichgültig geworden ist. Stoisch und unberührt nimmt sie die Tatsachen als gegeben und unabänderlich hin, fügt sich einerseits den Gegebenheiten und findet doch Wege, sie zu umgehen. Wenn Santuzza nicht in ihr Haus kann, kommt sie eben zu Santuzza hinaus. Gleichzeitig führt die Abstumpfung dieser Frau dazu, dass sie nicht mitbekommt, wie sich ihr Sohn Turridu ins sprichwörtliche Messer stürzt und kann so auch nicht einschreiten. So wird sie dann selbst zur leidenden Mutter, ganz wie schon Santuzza marianische Leiden erfährt, gehen diese nach dem Tod Turiddus auch auf sie über. Ist der Akt Santuzza schließlich als Tochter anzunehmen, ein Subsitut, um den zum Tod geweihten Sohn durch die neu hinzugewonnene Tochter zu ersetzen? Schaut sie gar bewusst weg, da sie das Treiben ihres Sohnes nicht mehr erträgt? Fragen, die offen bleiben, die von Frau Beinart jedoch präzise aufgeworfen werden. Und so wundert es nicht, daß aus ihrem Alt die Tiefe und Trauer einer alten leidenden Seele klingt, nicht ohne entsprechende Brillanz und Dramatik vorweisen zu können – Brava, bravissima Noa Beinart, das war eine exzellente Charakterstudie!
Bereits Großes lässt Amartuvshin Enkhbat vorausahnen, singt er doch in beiden Opern des Abends. Als Alfio ist er dabei kurz, prägnant, entschlossen und kompromisslos. Er duldet keine Nebenbuhler neben sich und nimmt das Gesetz eisern in die eigene Hand. Skrupel muss er dabei keine hegen, weiß er doch die Dorfgemeinschaft im Sinne der Bauernehre und auch aufgrund seiner wirtschaftlich exponierten Position vollumfänglich hinter sich. In Alfios Welt sind nicht die Carabinieri des Dorfes die Schützer von Recht und Ordnung, er selbst ist das Gesetz. Und jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird dies zu büßen haben. Entsprechend hart, kompromisslos und schneidend steht sein Bariton fest und unverrückbar, wie die Ansichten und Prinzipien dieses Mannes. Das macht Lust auf die zweite Hälfte des Abends und ist an Unerbittlichkeit kaum zu übertreffen.
Opfer dieser archaischen Regeln, aber auch seiner selbst ist Turiddu, den erneut Yonghoon Lee gibt, der bereits in der vorletzten Seria im Jahr 2019 diese Rolle an der Staatsoper sang. Damals noch an der Seite von Elīna Garanča, die weiland eine sensationelle Santuzza sang, unter der Yonghoon Lee nur verschwinden konnte. Diesmal ließe ihm Elena Stikhina tatsächlich genug Platz, um zu wirken, auch um gemeinsam im Wechselspiel die Beziehung zwischen Santuzza und Turiddu herauszuarbeiten. Doch Herr Lee verpasst diese Chance. Er wirkt teilweise hyperaktiv, fast schon affektiert, ein Legato ist nicht zu hören und in den Höhen wirkt er fast schon quietschend und schrill. Das ist schade, da grundsätzlich die Rolle von ihm durchaus passend konzipiert wurde: Hier ist ein junger Mann verloren in seinem Umfeld, vielleicht sogar der verlorenste Charakter der ganzen Geschichte. Und diese Verlorenheit versucht er mit Alkohol und der Hingabe an jene Frau zu kompensieren, die ihn hat sitzen lassen und der er nun als Zeitvertreib dient. Doch Herr Lee schafft es nicht, dies musikalisch umzusetzen und so sind lediglich Skizzen dieser Figur zu sehen.
Ebenso musikalisch enttäuschend ist das Dirigat von Daniel Harding, welcher an fast allen Stellen jedwede Italianità und Grandezza vermissen lässt, die doch ein so wesentlicher Bestandteil der Cavalleria sind. Es scheint, als würde Herr Harding sein Pensum abarbeiten, um dann nach Dienstschluss schnell nach Hause zu können. Viel zu technisch weist er die Philharmoniker durch den Abend, oftmals auch zu schnell, fast hektisch, so daß sich die epische Breite dieses zwischenmenschlichen Dramas nur durch die fabelhaften Leistungen der schon genannten Künstler sichtbar wird. Und so sind wir dann tatsächlich doch sichtlich bewegt und getroffen durch dieses Drama, welches sich – erneut – vor unserem Auge abspielte. Der Sonnenaufgang, mit dem die Cavalleria begann, brachte Leid, Tod und Verderben, das völlige Versagen im menschlichen Miteinander und eine gnadenlose Schlachtung menschlicher Gefühle durch Menschen selbst. Der Vorhang senkt sich über dieses Mahnmal der Grausamkeit und insbesondere Frau Stikhina darf umfangreiche, wohlverdiente Brava für ihre fabelhafte Santuzza entgegennehmen.
Auch im Pagliacci beschäftigt sich Ponnelle mit der Suche nach individueller Freiheit, mit Sehnsüchten, aber auch Unterdrückung und grausamer Gewalt. Und so setzt er folgerichtig beide Werke zueinander in Beziehung: Nach dem bekannten Prolog hebt sich der Vorhang und wir erkennen dasselbe Dorf wieder, nur diesmal aus der gespiegelten Perspektive. Unter der glühenden Nachmittagssonne nähert sich der Wagen der Gauklertruppe und wir realisieren beim Aussteigen derselben, dass Nedda genau wie Santuzza rote Haare hat. In der Cavalleria begann der Tag und im Pagliacci erleben wir nun, wie er sich – nur 50 Jahre später – dem Ende zuneigt und die Nacht Einzug hält.
Stefan Ashtakov, Asmik Grigorian. Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Doch zuvor erleben wir ein weiteres Glanzstück, denn der Prolog, den Amartuvshin Enkhbat als Tonio vor dem eigentlichen Beginn des Pagliacci darbietet, ist wirklich außerordentlich gut. Erfüllt von mahnender Tiefe lotet er seinen Bariton gänzlich aus und erschüttert uns bereits, bevor eigentlich etwas passiert ist. Dabei klingt das Finale des Prologs so majestätisch, dass Herr Enkhbat bei „Mondo al pari di voi spiriamo l’aere!“ uns schlicht die Socken auszieht. Bravissimo! Auch sonst ist er als Tonio von ganz ausgezeichneter Qualität und wir realisieren, daß er sich in der Cavalleria noch zurückgehalten hat, um im Pagliacci die volle Bandbreite seines Könnens zu präsentieren. Er schafft einen widerwärtigen, durchtriebenen Tonio, der von seiner Begierde getrieben, Nedda ausnutzen, fast schon vergewaltigen will. Selbst als sich das Drama zwischen Nedda und Canio immer mehr zuspitzt, freut er sich noch daran und genießt Neddas brenzlige Situation. Musikalisch lässt er keinesfalls nach, und setzt fabelhafte Akzente mit einer großartigen Charakterzeichnung und einer gesanglichen Meisterleistung – Bravi, bravissimo Amartuvshin Enkhbat!
Ebenso fabelhaft ist Asmik Grigorians Interpretation der Nedda, die eine junge Frau zeigt, deren Durst nach Leben so groß ist, daß er sich durch widrigste Umstände nicht unterdrücken lässt. Gezwungen als Gauklerin zu arbeiten, pflegt sie ihre Träume und ahnt, wenn sie den Vögeln hinterher schaut, welche Möglichkeiten die Welt ihr noch bietet. So wundert es nicht, daß Neddas Vogellied von Frau Grigorian mit fast schon stürmend-drängender Energie voller Euphorie, Hoffnung und Optimismus gestaltet wird. Nichts soll dieser Frau entgegenstehen, um ihre Träume verwirklichen zu können, keine Konvention, keine Person, nur sie, ihre Träume und ihre Liebe: „Io son piena di vita, e, tutta illanguidita per arcano desìo, non so che bramo“! Kann eine Arie lebensbejahender und gleichzeitig von solch gesanglicher Intensität und Brillanz sein? Wir haben Frau Grigorian vergangenes Jahr, als sie Puccinis Manon in Wien sang, als „Punk of Opera“ bezeichnet. Denn wie keine Zweite schafft sie es, komplexe Charaktere aufzulösen, begreifbar zu machen und durch ihre ganz eigene Note zu prägen. Die Verfemten und Einsamen liebenswürdig zu machen und moralisierende Zwänge zu hinterfragen. So auch bei ihrer Nedda an diesem Abend, die uns unmittelbar ans Herz wächst. Ihren „Titel“ hat Frau Grigorian also weiterhin voll verdient und darüber hinaus ihre feuerlodernde Stimme noch durch ein in voller Grandezza schwingendes, elegantes Funkeln ergänzen können. Brava, bravissima, Asmik Grigorian, wir freuen uns schon auf Ihre Turandot in der kommenden Saison!
Ihr Mörder hingegen blieb enttäuschend, denn Yonghoon Lee verschwand zunehmend unter dem Spiel der Philharmoniker und war teilweise gar nicht mehr zu hören. So war auch „Vesti la giubba“ eher marginal dahingegeben und berührte uns zu wenig. Dies war noch gefördert durch das noch immer zu schnelle und technische Spiel, das Daniel Harding am Pult vorgab. Der schließlich noch dilettantische Fauxpas der Staatsoper, alle fünf Male in den Untertiteln „ventitré ore“ mit 19 Uhr zu übersetzen, ist dann fast schon geschenkt: Wenn es am Haus halt nur das wäre…
Sei es drum, geschenkt ist geschenkt, denn die übrigen Leistungen des Abends waren tatsächlich fabelhaft und auch Stefan Ashtakov konnte voll und ganz als Silvio mit einem geschmeidigen Auftritt glänzen. Sein jugendlich kräftiger Bariton floss elegant durch das Haus und zeugte von wahrer Liebe zu seiner Nedda. Bravo Herr Ashtakov, wir freuen uns auch hier auf Ihre zukünftigen Rollen, um weiter in den Genuss Ihrer samtigen Stimme zu kommen.
Nun Canio ersticht Nedda auf offener Bühne und auch ihr Tod ist ein grausamer, vergleichbar mit einer Hinrichtung. Und auch hier wird dieser Tod begleitet von der Tatenlosigkeit der Umstehenden bis hin zur Genugtuung derjenigen, die sich gekränkt fühlen. Überhaupt ist diese Dorfgemeinschaft geprägt von körperlicher und indirekter Gewalt durch Wegschauen: Der Chor dreht sich weg, als die Situation zwischen Turiddu und Alfio eskaliert. Die Frauen gehen weg, während die Männer das Duell zwischen Turiddu und Alfio vor dem öffentlichen Auge abschirmen. Tonio nutzt Neddas Notsituation aus und belästigt sie. Die Zuschauer des Gauklerstücks schreiten nicht ein, als Nedda das Opfer von Canios rasender Wut wird.
Mitnichten spricht Ponnelle sich hier für ein Matriarchiat aus, all seine weiblichen Figuren in der Cavalleria sind ebenso wenig von Vorbild wie die Männlichen: Lola treibt ihr eitles Spiel mit Turiddu, seine Mutter ist der Inbegriff der Kultur des Wegschauens, Nedda betrügt ihren Mann und auch Santuzza verrät aus falscher Kränkung Turiddu und liefert ihn damit sprichwörtlich ans Messer.
Begann Ponnelles Cavalleria mit dem Sonnenaufgang über dem Dorf, senkt sich der Vorhang nach dem Pagliacci mittlerweile wieder im Dunkel der Nacht. Es ist ein ewiger Kreislauf archaischer Gewalt, welcher durch Einsamkeit, Hilflosigkeit, seelische Verletzungen und niedere Instinkte erzeugt wird. Ponnelle schafft mit seiner Inszenierung somit ein zeitloses Mahnmal für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Anstand, für zeitlose Werte, die sich an christlichen Prinzipien orientieren und für ein sorgsames, wertschätzendes Miteinander. Andernfalls weicht wie in diesem Verismo-Doppelpack die Liebe den egoistischen Trieben Einzelner und die Welt wird ein harter, steiniger und brutaler Ort der Gewalt. „In odio tutto l’amor mio finì…”
E.A.L