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WIEN/ Staatsoper: ARIODANTE von G.F.Händel

Dritte Vorstellung der Neuproduktion

02.03.2018 | Oper


Chen Reiss, Christophe Dumaux. Copyright: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

WIENER STAATSOPER: ARIODANTE. Dritte Vorstellung der Neuproduktion am 1.3.2018

Eine Barock-Oper von ungewöhnlicher Länge ist ein Risiko. Dominique Meyer setzte die hohe Auslastung seiner Direktionszeit aufs Spiel – und gewann.

Händels erstmals in Wien gespielte Oper war durchaus erfolgreich. Der Haus-Regisseur der MET, David McVicar inszenierte das Stück sehr behutsam, ließ sich auf keine Modernisierungskunststücke ein und zeigte ein Werk mit allen Schwächen und Stärken der frühen Operngeschichte.

Zu den Schwächen wäre zu zählen, dass sich die Handlung etwas zieht. Das Motto „Komm auf den Punkt“ gab es damals nicht. Das Publikum ist zur „Entschleunigung“ gefordert, Geduld ist gefragt. Zu den Stärken muss man vor allem die durchgängig hohe Qualität der Musik zählen. Die „Wassermusik“ ist immer wieder herauszuhören. Die Ausstattung von Vicki Mortimer ist durchaus geeignet, sich das Leben an einem Königshof vorzustellen.

Mit viel Routine und Einfühlungsvermögen dirigierte William Christie das Gastorchester Les Arts Florissants, ein Ensemble, dem man hohe Qualität nachsagen kann. Selbst kleine Unschärfen bei den Bläsern trübten kaum den guten Gesamteindruck. Alle Protagonisten wussten zu gefallen, herausragend war wohl Christophe Dumaux als Bösewicht Polinesso. Seine Stimme strahlte in allen Höhenlagen, nie mangelte es ihm an Kraft und Feingefühl für diesen schwierigen Part. Chen Reiss war eine hervorragende Ginevra, sichere Höhe und angenehmes Timbre veredelten die Rolle der liebenden und zwischenzeitlich zu Unrecht verurteilten Königstochter. Sarah Connolly in der Titelrolle benötigte einen Akt zum Einsingen, ehe sie dann mit kräftigem Mezzo auftrumpfte. Nicht ganz zufriedenstellend war Hila Fahima als Dienerin Dalinda. Mit allzu viel Kraft bei hohen Tönen verlor ihre an sich schöne, lyrische Stimme an Wirkung. Den König von Schottland sang Wilhelm Schwinghammer mit profundem Bass. Auch Rainer Trost als Lurcanio konnte mit lyrischem Tenor gefallen. Benedikt Kobel komplettierte als Odoardo das ausgewogene Ensemble.


Sarah Connolly. Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Ballettszenen am Ende jeden Aktes waren gelungen choreographiert von Colm Seery, der Gustav Mahler – Chor, einstudiert von Thomas Lang, trug musikalisch ausgezeichnet sehr zum Gelingen des Abends bei.

Viel Applaus beim dann doch etwas erschöpften Publikum.  

Johannes Marksteiner

 

 

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