„Ariadne auf Naxos“, Staatsoper, „Ariadne springt für Medea ein“ (24.1.2024)
Aribert Reimanns „Medea“ hätte es werden sollen, geworden ist es „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Die Wiener Staatsoper hat aus Besetzungsnöten den Spielplan abgeändert, die Wiederaufnahme von Reimanns Oper wurde abgesagt.
Krassimia Stoyanova, Daniel Frank. Foto: Wiener Staatsoper/Ashley Taylor
Mit zeitgenössischer Oper ist das so eine Sache: der Einstudierungsaufwand ist hoch und die Personaldecke dünn. Keine zwei Wochen vor der Wiederaufnahme am 21. Jänner ist der Wiener Staatsoper mit Nicole Chévalier die Sängerin der Medea abhanden gekommen. Und weil für die Sängerin kein Ersatz gefunden werden konnte, wurden die drei geplanten „Medea“-Vorstellungen abgesagt. Gespielt wird statt dessen „Ariadne auf Naxos.
Reimanns „Medea“ erlebte 2010 im Haus am Ring eine erfolgreiche Uraufführung, 2017 gab es eine Wiederaufnahme, insgesamt wurden zwölf Aufführungen gespielt. Für die Titelpartie wird eine gesanglich virtuose, koloraturaffine Singschauspielerin benötigt – und solche sind auch so schon rar genug gesät. In der Uraufführungsserie stand Marlis Petersen als Medea auf der Bühne, ihr nachfolgend hat Claudia Barainsky die Partie an der Staatsoper übernommen. Nicole Chévalier ihrerseits hat die Partie bereits 2017 in Berlin gesungen.
Nach der Absage wurde ein Teil der „Medea“-Besetzung zu einer „Einspringer-Ariadne“ umfunktioniert. Dirigent Michael Boder wechselte von der „Medea“-Partitur zu Richard Strauss. Er hat die „Ariadne“ in Wien in der aktuellen Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf schon vor einigen Jahren dirigiert. Er entlockte dem kleinen „Ariadne“-Orchester einen saftigen Streicherklang, der Ariadnes Todessehnsucht und die Liebesgefühle des Bacchus schwelgend begleitete, und setzte pointiert Akzente, wo es angebracht war.