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WIEN/ Staatsoper: AIDA – im Kampf gegen I-Phones – ein Bravo dem mahnenden Direktor!

30.09.2016 | Oper

WIEN/ Staatsoper: AIDA am 29. 9. 2016 – Bravo , Herr Direktor !

Zu Beginn des zweiten Teils der Vorstellung kam der Chef des Hauses vor das Publikum und ersuchte mit sehr besorgter Stimme nicht um Nachsehen für einen Sänger, sondern bat um mehr Disziplin der unentwegten I-Phone – Besitzer,  Fotografieren und andere Störelemente zu unterlassen. Der Applaus dafür war wie nach einer Bravourarie.

Sehr toll dafür war es auf der Bühne und natürlich auch vom Orchester. Marco Armiliato führte fein und dennoch voll Effekte durch den Abend. Sein Gefühl für Sänger ist bekannt, aber heute ließ er besonders wieder die feinen Pianophrasen der Protagonisten sprießen. Die rein orchestralen Passagen kamen kraftvollst wie immer.

Kristin Lewis in der Titelrolle ist derzeit eine der Besten, die man sich vorstellen kann. Die Stimme klingt immer gleichmäßig, ist wunderbar timbriert und alles wird genau und voll Seele dargestellt. Die Pianophrasen sind ihre ganz große Spezialität, da riss sie dann schlussendlich auch noch den Tenorpartner mit. Dieser, Marcello Giordani, hatte die sehr belastende Situation die Rolle des unvergesslichen, zu früh verstorbenen Johan Botha zu übernehmen. Keine leichte Sache, dennoch er bestand sehr gut. Die Arie sang er sehr ordentlich, aber absolut auf Sicherheit, das ist kein Fehler und es war auch alles gut phrasiert. Nachher ließ er seiner Stimme freien Lauf und er kann sich auf sichere Technik und beste Höhensicherheit absolut verlassen. Das Schlussduett und auch schon vorher die Piani im Nilakt gelangen dann sicher und gut.

Sein (Fast-) Schwiegervater Amonasro ist eine der besten Partien von Ambrogio Maestri, der mit voller Kraft bestätigte, Aidas Vater zu sein. Aber auch er, nach einem markerschütternden Fluch „dei faraoini, tu sei la schiava“ war er zu herrlichen feinen leisen Tönen fähig, einfach hinreißend schön. 

Sehr gut auch die Ägyptische Sippe. Allen voran die Amneris von Violeta Urmana. Das ist stimmliche Naturgewalt. Mehr kann man kaum dazu sagen, da stimmte alles von A – Z.  Warum die Dame zum Sopran mutieren wollte fragt man sich nach solch enormer Leistung. Kaum zu glauben, dass sie diese tolle Rolle heute zum ersten Mal hier sang. Einfach großartig!

Neu auch Ayk Martirossian als König. Sehr ordentliche Stimme, allzu viel hat der Pharao ja nicht zu singen. Was man hörte,  klang sehr vielversprechend. Er muss auch keine Angst zeigen, wenn ihndie Statisten tragen, fallen gelassen wurde noch keiner!

Der eigentliche Herr am Hof ist aber Sorin Coliban als mächtiger Oberpriester Ramphis. Die Stimme wird immer größer und so wirkt er sehr bedrohlich. Wer sich ihm widersetzt, hat schlechte Karten, auch wenn es die Prinzessin ist.

Außergewöhnlich gut klang in der kleinen Rolle des Boten der junge Jinxu Xiahou. Caroline Wenborn sang eine sehr gute Priesterin.

Das Ballett tanzte exakt die nicht besondere Choreographie, die immer an einen Trockenschwimmkurs erinnert..

Sehr gutwaren  die Chöre, ein großes Lob ergeht speziell an die Priester! Die Vorstellung wirkte sehr ordentlich geprobt, nicht nur musikalisch,  sondern auch szenisch.

Hoffentlich hat der Appell des Chef des Hauses doch etwas Wirkung. Jedenfalls war die Disziplin nach der Ansprache vorhanden.     

Elena Habermann

 

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