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WIEN/ Staatsoper: AIDA – ein Repertoire-Bollwerk

10.10.2016 | Oper

INSPIRATION KAM NUR VOM DIRIGENTEN-PULT: „AIDA“ALS REPERTOIRE-BOLLWERK( 9.10.2016)

Bildergebnis für wiener staatsoper aida
Copyright: Wiener Staatsoper

Man hat Verdi’s wohl populärste Oper schon besser aber in jeder Hauptrolle auch viel schlechter gehört. Immerhin ging vom Dirigentenpult echte  Inspiration  aus und machte aus dem „Repertoire-Bollwerk“  – die Vorstellung war bis am letzten Stehplatz ausverkauft -eine insgesamt doch recht achtbare Reprise; in einer „ägyptologischen“ Trümmer-Inszenierung von Nicolas Joel (Ausstattung Carlo Tommasi) aus dem Jahr 1984.

Der „gute Geist“ war also diesmal Marco Armiliato, der sich öfter als idealer „Betreuer“ von  Werken wie auch „Aida“ entpuppt. Er hielt ideal die Balance zwischen dem eigentlich intimen Seelendrama und den pompösen Massenszenen  etwa im Triumphakt, die längst Kult-Status bekommen haben. Sowohl das Orchester der Wiener Staatsoper wie der Staatsopernchor (Leitung Thomas Lang) waren trotz Abwesenheit der Wiener Philharmoniker in „Geberlaune“. Bei den Solisten musste man jedoch – wie erwähnt – fast durchwegs Einschränkungen anbringen. Als Radames lieferte der in Treviso geborene Fabio Sartori eine grundsolide Leistung. Was ihm fehlt ist ein wirklich schönes Timbre, Phrasierungskunst und emotionale Leidenschaft. Aber mit der mörderischen Tessitura hat er keine Probleme. Die Stimme ist heldisch-kräftig, höhensicher (schon in der „Celeste  Aida“) und schafft sogar die  geforderten Piano-Passagen im Schluss-Duett. Bei seiner Partnerin verhält es sich genau umgekehrt. Die  aus Arkansas  in den USA stammende Kristin Lewis hat ein wirklich schönes, ansprechendes Timbre und bewältigt vor allem die lyrischen Teile ihrer Partie ausgezeichnet: die Nilarie oder das Final-Duett. Beim Triumph-Marsch oder im großen Duett mit Radames („Fuggire?) wirkt sie überfordert, in der Auseinandersetzung mit Amonasro zeigt sie immerhin Gefühle, ähnlich wie Violeta Urmana, die nun wieder zu Eboli und Amneris zurückgekehrt ist. Für die aus Littauen stammende Sängerin gilt eine Regel, die schon zuvor für Stars wie Grace Bumry galt: als Mezzo sind sie sensationell, als Sopran nur einer unter vielen. Ich bin froh, dass Violeta Urmana nun  wieder die Amneris übernommen hat. Die Mittellage ist heller geworden, die Höhen werden nun mit einer gewissen Schärfe „hinausgeschleudert“. Aber die Gefühle dieser Königstochter gleichen einem kochenden Vulkan. Und ihr abschließendes „Pace, Pace,Pace…“ geht unter die Haut.

Eindrucksvoll auch Ambrogio Maestri als Amonasro. Abgesehen von einem kleinen, vokalen „Schwächeanfall“ im Duett mit Aida bot er eine ganz und gar zufriedenstellende Leistung, Man darf sich auf seinen Falstaff freuen. Ein grandioser Ramfis war Sorin Coliban. Der in Bukarest geborene Bass gehört zu denjenigen Sängern, die man  heutzutage als „Rising Stars“ der Wiener Staatsoper  bezeichnen kann. Vokal wächst seine echte Bass-Stimme immer noch, der Ausdruck nimmt zu: dieser  ägyptische Oberpriester hatte  wahrlich etwas Bedrohliches, Aggressives an sich. Die Tempelszene mit Fabio Sartori wurde so zu einem der echten Höhepunkte. Wenig überzeugend Ayk Martirossian als König, Eine helle zu wenig voluminöse Bass-Stimme mit deutlichem Vibrato. Positiv fielen hingegen Jinxu Xiahou als intensiver Tenor-Bote und Caroline Wenborne als erotische Tempelsängerin auf. Das Publikum klatschte angemessen.

Peter Dusek

 

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