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WIEN/ Staatsoper: AIDA – die Sommerpause naht…

Die herrschende Hitzewelle mit Saharaluft passt zu „Aida“

27.06.2019 | Oper


Elena Guseva (Aida). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

WIENER STAATSOPER: AIDA am 26.6.2019

Die Sommerpause naht, und das ist gut so. Die herrschende Hitzewelle mit Saharaluft passt zwar zu „Aida“, macht es dem Publikum aber doch schwer, sich ohne Schweißausbrüche auf das Geschehen zu konzentrieren. Dabei wäre das aber durchaus lohnend gewesen, denn die Aufführung war von überdurchschnittlicher Qualität. Elena Guseva in der Titelrolle präsentierte eine kräftige und wohlklingende Stimme mit sicherer Höhe, auch ihr resolutes Auftreten gegenüber Amneris war bemerkenswert. Gregory Kunde war als Radames der Turm in der Schlacht. Sein immer noch wunderbares Stimmmaterial erinnerte an Größen der Vergangenheit, etwa James King, James McCracken, deren Stimmvolumen in dieser Rolle bestens zur Geltung kamen. Kunde sang die schwere Partie mit bestechender Sicherheit, makelloser, strahlender Höhe und auch das Piano im „Terra addio“ war beachtlich. So toll hat schon lange niemand den ägyptischen Feldherren gesungen. Ekaterina Gubanova war die Amneris, nach gutem Beginn sank die Leistungskurve stetig, in der Gerichtsszene funktionierte die Mittellage kaum noch, auch die Spitzentöne waren gepresst und schrill. Vielleicht war sie ein Opfer der Hitze. Simone Piazolla sang den Amonasro mit rauer Stimme, auch ihn verließ die Kraft, er rettete sich mit Mühe über den „Nilakt“. Ausgezeichnet wie immer Jongmin Park als Ramfis, seine kräftige Stimme kam auch in dieser kleinen Rolle gut zur Geltung. Peter Kellner war als König ein weiterer Pluspunkt des Abends.


Ekaterina Gubanova (Amneris) und Gregory Kunde (Radames). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Marco Armiliato ist derzeit der wohl beste Dirigent im italienischen Fach, er spornte das Orchester zu einer Bestleistung an, ausgezeichnete Bläser, wunderbare Streicher und ein gut dosiertes Tempo sorgten für besten Klang. Das ermattete Publikum geizte aber trotz der widrigen klimatischen Bedingungen nicht mit Applaus.

Johannes Marksteiner

 

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