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WIEN/ Staatsoper: ADRIANA LECOUVREUR

ADRIANA LECOUVREUR – Wiener Staatsoper, 5.11.2021

(Heinrich Schramm-Schiessl)

alu
Schlussapplaus. Foto: Elena Ludwig

Es war ein schöner Abend. Die Freude begann schon, als der Vorhang aufging und man ein schönes Bühnenbild und schöne Kostüme sah, so wie das Libretto es vorgibt. Zugleich ist die Inszenierung von David McVicar so flexibel, dass man die Besetzung beliebig wechseln kann.

Auch musikalisch konnte man rundum zufrieden sein. Ermonelo Jaho in der Titelrolle ist eine wunderbare Zwischenfach-Sopranistin mit einer schön geführten, vollen runden Stimme, die in allen Lagen gleich gut anspricht. Sowohl die emotionale Attacke als auch zarte Pianotöne erfreuen gleichermaßén das Ohr. Dazu kommt eine überzeugende Rollengestaltung, sowohl was den Gesang und auch die Darstellung betrifft. Ihre Rivalin. die Fürstin von Bouillon ist bei Elina Garanca in besten Händen. Die Stimme ist zusehens dramatischer geworden und spricht sowohl in der Höhe als in der Tiefe gleich gut an. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit zeigt sie in der Gestaltung auch Emotionen und ergibt das einen ausgezeichneten Gesamteindruck. Zwischen diesen beiden großartigen Damen steht Brian Jagde als Maurizio. Er ist ein Tenor für alle Lebenslagen, d.h. er ist mannigfach einsetzbar. Er verfügt über einen gut geführten Tenor mit sicherer Höhe. Was ihm leider fehlt, ist ein spezifisches Timbre. Außerdem ist er nicht wirklich ein großer Darsteller. Nicola Alaimo singt den treuen Michonnet sehr schön und berührt in der Darstellung. Evegeny Solodovnikov war ein etwas blasser Fürst und Andrea Giiovannini – eines der besten neuen Ensemblemitglieder – sang sowohl darstellerisch als auch stimmlich eine ausgezeichneten Abbé. Er schliesst überzeugend an frühere bedeutende Sänger im tenoraolen italienischen Charakterfach an. Allen übrigen Solisten, dem Chor und auch dem Ballett sei ein Pauschallob ausgesprochen.

Am Pult des sehr engagiert und klangschön aufspielenden Staatsoperorchesters – für mich immer noch eines der besten Opernorchester der Welt – stand ein alter Bekannter, nämlich Asher Fisch, der von 1997 bis 2010 schon viele Abende im Haus am Ring aber auch in der Volksoper dirigiert hat. Er dirigierte routiniert aber trotzem spannend, wobei etwas weniger Lautstärke stellenweise kein Fehler gewesen wäre.

Das zahlreich erschienene Publikum – das Haus war fast ausverkauft – spendete sowohl während als auch am Ende der Vorstellung viel Applaus mit Bravo-Rufen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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