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WIEN/ Staatsoper: A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM – aus gesundheitlichen Gründen nur die Eindrücke bis zur Pause

10.10.2019 | Oper

Liebe Leser: Leider musste ich schon zur Pause gehen, da ich gesundheitlich leider etwas angeschlagen bin und die Vorstellung nicht „zerhusten“ wollte. Daher nur die Eindrücke bis zur Pause –


Rachel Frenkel, Rafael Fingerlos. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM

Wiener Staatsoper, 9.10.2019

 Obwohl ich aus gesundheitlichen Gründen nur bis zur Pause anwesende war kann ich trotz allem sagen, dass diese Produktion eine der schönsten und besten der letzten 10 Jahre ist – Irina Brook die für die Bühne verantwortliche Noelle Ginefri-Corbel haben es geschafft, die Geschichte in der Gegenwart spielen zu lassen (ersichtlich an den Kostümen von Magali Castellan). Dadurch, dass die Bewohner der Elfenwelt aber „klassisch“ angezogen waren (ja, ein König mit Krone, Tytania so, wie es sich ein Fantasy-Fan vorstellt) ergab alles einen Sinn und war wunderbar anzusehen. Auch das Einheitsbühnenbild gefiel und durch klug inszenierte „Ortswechsel“ wurde der „Flow“ der Geschichte aufrecht erhalten. Eine wichitige Rolle dabei spielte die (im Libretto nicht vorgesehene) Schlange, die von zwei in schwarz gekleideten Gestalten (das erinnerte mich an die japanische Bühnenästhetik, die ja auch schon im aktuellen „Tristan“ gezeigt wird) getragen und bewegt wird.

Für den Kinderchor der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Johannes Mertl ist diese Produktion sicherlich eine große Aufgabe, die auch die Solisten (Emil Lang, Niklas Rudner, Mihaili Savenkov, Fabio Ringer) und das Blockflötenensemble (Zhang Kann, Linus Kölpl, Laurenz Zoglauer, Anna Barnas, Fabian Lucas Holzer, Florian Brosch) gut bewältigen.

In den Berichten über die Premiere war zu lesen, dass Théo Touvet in der Rolle des Puck den größten Publikumszuspruch erhielt – es würde mich nicht wundern, wenn es auch an diesem Abend nicht anders gewesen ist. Touvet, der gemeinsam mit Martin Buczko für die Choreographie verantwortlich zeichnet, zeigte unglaubliche Körperbeherrschung und konnte Akrobatik mit kleinen, sehr ausdrucksvollen Gesten kombinieren. Dass sein Englisch nicht das Beste ist war auch schon anderswo zu lesen – obwohl man ihm das als Robin Goodfellow durchaus nachsehen kann. Diese Figur ist nun einmal nicht so „edel“ wie Oberon und die anderen Elfen, sondern auf seine Art und Weise ein Außenseiter, der mehr „bellt“ als spricht. Ob er in weiteren Serien (die hoffentlich kommen werden) zu ersetzen ist wage ich zu bezweifeln – zu sehr ist in einer Neuinszenierung  eine Rolle wieder auf eine einzige Person zugeschnitten, was dann später nicht mehr funktioniert wenn andere Personen später übernehmen (als Beispiel kommt mir da die Mielitz-Inszenierung von Parsifal mit Thomas Quasthoff als Amfortas spontan in den Sinn).

Nun zum Musikalischen – Simone Young und das Staatsopernorchester bringen die Partitur fast kammermusikalisch, jedes Instrument bekommt genügend Platz, um sich entfalten zu können. Teilweise erinnerte mich das alles an die Subtilität, die man in Capriccio vorfindet. Wäre auf der Bühne nicht so viel zu sehen könnte man geneigt sein, sich einfach zurückzulehnen, die Augen zu schließen und in die Klangwelt Brittens gänzlich einzutauchen.


Josh Lovell, Rachel Frenkel. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

 Mit Lawrence Zazzo begegnet man einem Countertenor, der seiner Biographie zu Folge als Oberon schon einige Erfahrung hat. Er hat kein Problem das Haus mit seiner Stimmer zu füllen, doch hätte ich mir ein virileres Timbre (ja, das gibt es auch bei Countertenören) gewünscht. Erin Morley als Tytania hinterließ bis zur Pause keinen besonderen Eindruck. Die beiden Liebespaare spielten sehr gut (die Helena war vielleicht eine Spur zu exaltiert) und taten das ihre, den ersten Teil der Oper zu einem Erfolg werden zu lassen. Josh Lovell (Lysander), Rafael Fingerlos (Demetrius), Rachel Frenkel (die als Hermia den besten Eindruck von allen hinterließ) und Valentina Nafornita (Helena) wurden den Ansprüchen, die Britten an die Sänger stellt, überaus gerecht.

Peter Rose (Bottom) zeigte wieder einmal seine komödiantischen und vokalen Fähigkeiten und war neben Touvet sicherlich die spielbestimmendste Figur bis zur Pause (um einen Ausdruck aus dem Fußball zu verwenden), kräftig unterstützt von Wolfgang Bankl (Quince), Benjamin Hulet (Flute), Thomas Ebenstein (Snout), William Thomas (Snug) und Clemens Unterreiner (Starveling).

Es war ein vergnüglicher, aber ebenso auch nachdenklicher und poetischer Abend, dem hoffentlich viele in dieser Produktion nachfolgen werden.

Kurt Vlach

 

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