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WIEN/ Staatsope: DON GIOVANNI (36. Aufführung in dieser Inszenierung am 7.1..2025)

7.11.2025- „Don Giovanni“- Wiener Staatsoper

„Musik verleiht dem Universum eine Seele, dem Geist Flügel, der Fantasie Flugkraft und allem Leben.“

sievo
Max Sievogt: Das Champagnerlied. Andrade jpg

In der 36. Aufführung der Inszenierung von Barrie Kosky war ein rasanter, hochdramatischer und überaus bewegungsintensiver „Don Giovanni“ mitreißend an der Wiener Staatsoper zu erleben. Die zahlreichen, humoresken Einfälle, die Koskys Inszenierungen meistens zu eigen sind, waren auch in seinem „Don Giovanni“ reichlichst vorhanden. Zumeist auf einer Steinwüste positioniert liefen die Sängerinnen und Sänger auf und ab über die Bühnenschräge zu ihren Auftritten (Bühne & Kostüme: Katrin Lea Tag; Licht: Franck Evin). Leporello agierte zeitweise artistisch in seiner Rolle, dann jonglierte er im Takt der Musik mit einem Tennisball oder tauchte, während eines Ballspiels mit Don Giovanni, in ein Wasserloch vollkommen unter, um den Ball herauszuholen und anschließend umgehend wieder weiterzusingen. Von allen Protagonisten wurde ein hohes Maß an Beweglichkeit und Aktionsintensität abverlangt, stets mit humoresker Attitüde und sexuellen Andeutungen. Farbenfrohe Kostüme, welche auch die verführerische Komponente nicht außer Acht ließen, unterstützten die eindeutigen Intentionen des Regisseurs.

Das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper unter der elektrisierenden, musikalischen Leitung von Christoph Koncz, präsentierte mit Rasanz, gebührender Dramatik, temperamentvoller Verve und Raffinesse ein spannungsgeladenes Mozart‘sches Oeuvre.

Mattia Olivieri faszinierte in der Rolle des Don Giovanni mit souveräner, brillant geführter Stimme, Präsenz, erotischer Ausstrahlung und Persönlichkeit. Beeindruckend der pastose, durchschlagskräftige Komtur von Tareq Nazmi. Ein wahrer „Gänsehautmoment“. Adela Zaharia fesselte als Donna Anna mit herrlicher, großer Stimme, die den Mozart‘schen Stil mit seinen Feinheiten, Koloraturen und Kantilenen bestens meisterte und ihre Rolle intensiv durchlebte. Bogdan Volkov bewies als Don Ottavio seine hohe Qualität. Ein wunderbarer, hochmusikalischer Mozart-Tenor. Tara Erraught hatte in der Rolle der Donna Elvira im ersten Akt große Anlaufschwierigkeiten, Intonationsschwankungen, ein zu starkes Tremolo in der Stimme und eine zu laute Tongebung, was vor allem in den Ensembles die Homogenität sehr störte. Nach der Pause war sie wie ausgewechselt und sang im zweiten Akt eine fantastische, souveräne Donna Elvira mit überzeugender Präsenz. Philippe Sly imponierte als hervorragender, bühnenbeherrschender Leporello, der mit Raffinesse und Akkuratesse seine Rolle durchlebte. Anita Montserrat (Mitglied des Opernstudios der Wiener Staatsoper) war eine liebliche, anmutige Zerlina, die noch etwas zurückhaltend agierte, aber eine sehr sympathische Figur präsentierte. Andrei Maksimov (Mitglied des Opernstudios der Wiener Staatsoper) überzeugte als bodenständiger Masetto mit feinfühliger Musikalität.

Ausgezeichnet der Chor (Choreinstudierung: Martin Schebesta), das Bühnenorchester und die Komparserie der Wiener Staatsoper sowie die Artistinnen & Artisten der Ape Connection.

Eine außergewöhnliche Aufführung mit viel Tempo, Erotik und Mozart‘scher Genialität!

Marisa Altmann-Althausen

 

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