Wiener Volksoper/Staatsballett: „COPPÉLIA“ – eine gefällige Rückschau auf romantische Tage (17.10.2023)
Alexey Popov; Natalya Butchko. Foto: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor
Es ist ein recht manierliches Wunderwerk. Zumindest musikalisch. Nicht mit großem Pathos, doch gefühlvoll und an tänzerischen Melodien reich. Léo Delibes´ „Coppélia“-Musik aus dem Jahr 1870 zählt zu den Ballettklassikern. Dazu noch ein Vexierspiel mit Puppen frei (ohne Psycho-Hintergrund) nach E.Th. A.Hoffmann … lässt sich auch in der Volksoper sehr gefällig anhören und anschauen. Gefällig doch eher spannungslos. Diese Einstudierung für das Wiener Staatsballett 2019 von Pierre Lacotte, geehrt für seine um historische Authentizität bemühten Rekonstruktionen romantischen Ballettzaubers, ist reich an Pantomime und beschwingten Ensembleszenen – rassiger Csárdás, herrliche Mazurka, Automatenmusik, Bolero, Tanz der zwölf Stunden … alles, alles geht ins Ohr.
Doch dieser begrüßenswerten Romantik-Reminiszenz mangelt es an dramatischem Zug wie an herausgearbeiteten Höhepunkten. An diesem ansprechenden Repertoireabend in der Volksoper, mit einem Rollendebüt für Natalya Butchko in der Hauptpartie: Seit sieben Jahren an der Staatsoper engagierte ist sie zur Halbsolistin avanciert und wurde nun mit dieser auf unbefangene Lieblichkeit zielender Rolle betraut. Bewältigt diese als deliziöse Erscheinung und mit feiner tänzerischen Sorgfalt. Mit dem Publikum zu kokettieren wie auch mit der Musik …. dies sollte schon noch kommen. Partner Alexey Popov ist ihr ein sympathischer Partner, dessen Ausstrahlung – wenn er auf Wiener Boden Glück haben sollte – gewiss an Glamour wachsen wird.
Natalya Butchko, Alexey Popov. Foto: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor
Repertoire auch für das Orchester unter Alfred Eschwé – erfreulich für die Besucher zur Rückschau auf romantische Tage.
Meinhard Rüdenauer