Jewels. Foto: Ashley Taylor/ Wiener Staatsballett
Wiener Staatsoper/ Staatsballett: „JEWELS“, 24.9. 2020 – Harmonie zustrebend
„So schön, wieder auf der Bühne zu stehen!“ Die Freude ist den jungen Damen des Wiener Staatsballetts anzumerken, dass sie nun endlich wieder in den Spielbetrieb der Staatsoper eingegliedert sind. Der Zuschauerraum wirkt noch etwas kahl, die Foyers scheinen in den Pausen bis auf die zur Konsumation einladenden Tischchen leer gefegt zu sein. Und auf der Bühne haben nun die „Jewels“ dezent zu funkeln begonnen. Für diese Aufführungsserie zur Einstimmung sind gleich nicht weniger als zehn Vorstellungen in Folge angesetzt worden. Dieses dreiteilige Juwelen-Meisterwerk in edelstem neoklassischen Stil von George Balanchine, im Jahr 1967 für das New York City Ballet geschaffen, hat seine choreographischen Finessen mit zahlreichen stilistischen Tücken, strahlt jedoch reinste Harmonie aus.
Foto: Ashley Taylor
Ohne einzige Orchesterprobe – also wie im Repertoire gehabt – munter hinein in Igor Strawinskis beschwingt sprudelndes „Capriccio für Klavier und Orchester“ (Rubies), Peter I. Tschaikowskis leicht zusammengestutzte 3. Symphonie, die „Polnische“ (Diamonds), oder in die Ästhetik eines Gabriel Fauré–Potpourris (Esmeralds). Dirigent Paul Connelly schafft den Kontakt zu den Tänzern, und, auch wie gehabt, führt Olga Esina, mit all ihrer Ballerinen-Noblesse den Reigen der Solisten an: die spritzige Ketevan Papava, Nina Polaková, Kioyka Hashimoto, Denys Cherevycko (Strawinskis Rhythmen fein pointierend) oder dem gescheidigen Masayu Kimoto. Die Schweizerin Claudine Schoch, als reifere Erste Solistin frisch nach Wien bestellt, hat sich stilvoll den sanft wiegenden Fauré-Klängen hingegeben. Zeigen wird sie müssen, welche Qualitäten sie dem Wiener Staatsballett beisteuern kann. Ja, auch das von Balanchine hier so organisch geführte Corps de ballet zeigte sich auf dem gewohnten hohen Niveau.
Meinhard Rüdenauer