28.9.2017: „GISELLE“ – ein Albumblatt in Grautönen
Nina Polakova. Copyright: Wiener Staatsoper
Partnerwechsel im herbstlichen „Giselle“-Karussell mit mehreren Rollendebüts: Masayu Kimoto dringt nun als hocheleganter, dezent nobel liebender Herzog Albrecht, als ein Jungseigneur ohne Makel, in das Schattenreich der Wilis ein. Alice Firenze und Leonardo Basilio gefallen im Bauern-Pas de deux. Allerdings, von so richtig überschwänglich pulsierender Liebe ist in Elena Tschernischovas choreographischer Einstudierung aus dem Jahr 1993 heute bloß wenig zu merken. Einige Leerläufe lassen kaum dramatische Spannung aufkommen. Reduzierte poetische Verzauberung, mehr ein schön anzusehendes Albumblatt mit leicht vergilbten Kreidezeichnungen, fein in Grautönen illustrierend, war an diesem Abend zu genießen. Große emphatische Aufschwünge ergaben sich auch nicht im Orchestergraben. Doch klar wurde unter Valery Ovsyanikov Adolphe Adams stimmungsvoller romantischer Reigen musiziert, und hingebungsvoll tanzend und in schönen Posen präsentierten sich Nina Poláková in der Titelrolle, Rebecca Horner als Myrtha, die Königin der Wilis, und Andrey Kaydanovsky (Wildhüter Hilarion).
Meinhard Rüdenauer