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WIEN/ Staatsballett in der Staatsoper: „FORSYTHE / VAN MANEN / KYLIÁN“. Der Abschied ist eingeläutet 

01.10.2019 | Ballett/Tanz

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Denys Cherevychko. Foto: Ashley Taylor/ Staatsballett

Wiener Staatsoper, Ballettabend

„FORSYTHE / VAN MANEN / KYLIÁN“, 30.9.2019 – der Abschied ist eingeläutet 

Diese Saison 2019/2020 ist ein heikles Jahr, ein ungutes für nicht wenige der TänzerInnen des Wiener Staatsballetts. Sie haben durch Jahre perfekte Leistungen erbracht, waren voll mit dabei in einer an künstlerischen wie körperlichen Leistungen extrem forderndem Profession. Doch der Reihe nach müssen sie nun von der Staatsoper Abschied nehmen: Zahlreiche Kündigungen sind ausgesprochen worden, Verträge werden nicht verlängert. Rund einem Viertel der Kompanie ist dies bereits geschehen, und vielleicht könnten zum üblichen Kündigungsdatum im Jänner noch andere folgen. Im Juni wird der Schlussstrich unter der zehnjährigen Direktionszeit von Manuel Legris gezogen. Und mit dem Wechsel in der Ballettleitung geschieht auch hier wie etwa gerade im Burgtheater oder zuletzt und demnächst wieder im Wiener Volkstheater ein personeller Umbruch, wie er in früheren Jahren aus menschlicher wie sozialer Geisteshaltung nicht denkbar gewesen wäre.

Man kann einwenden, im Wiener Staatsballett sind nur mehr ganz, ganz wenige Österreicher engagiert. Dies ist generell die Entwicklung in der Staatsoper gewesen – wie aber auch insgesamt im österreichischen Kulturbetrieb mit dessen heutiger Ausrichtung auf erfolgreiches Marketing. Und in der Ära Legris sind ja auch keine nachhaltigen Kreationen entstanden, welche in die Ballettgeschichte eingegangen wären. Doch nur ganz, ganz selten ist eine Vorstellung zu sehen gewesen, die nicht ihre geforderten Qualitäten mustergültig erfüllt hätte.    


Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Tänzerisch voll entsprochen hat auch dieser Abend mit dem nicht mit besonders glücklicher Hand zusammengestellten Mehrteiler „Forsythe / Van Manen / Kylián“. Premiere war heuer im April, dies nun die achte und letzte Aufführung von aufgefrischten vier Piecen aus früheren Avantgarde-Jahren von stilbildenden erfolgreichen Choreographen, welche der modernen Tanzästhetik sehr persönlich ihre Handschrift aufzudrücken vermochten.

Die Paare Nikisha Fogo und Jakob Feyferlik sowie Nina Poláková und Roman Lazik in William Forsythes „Artifact Suite “ (Musik: J.S.Bach altehrwürdig und Eva Crossma-Hecht modern – alle Wiedergaben des Abends als CD-Einspielungen): hochelegant und perfekt getanzt. Olga Esina und Jakob Feyferlik in Hans van Manens „Trois Gnossiennes“ (Erik Satie) und das quicklebendige Trio Denys CherevychkoRichard Szabó und Dumitru Taran in „Solo“ (Van Manen auf ein Bach-Violinsolo): mitreißend. Und schließlich in Igor Strawinskis „Psalmensymphonie“ in einer nicht gerade überzeugend schlüssigen  Chreorographie von Jiri Kylián: Ketevan Papava und Roman Lazik, Sveva Gargiulo und Dumitru Taran, Madison Young und Davide DatoIoanna Avraam und Masayu KimotoEszter Ledán und Trevor HaydenZsófia Lackó und Leonardo BasilioOxana Kiyanenko und Giovanni CusinAlaia Rogers-Maman und Tristan Ridel. Sie all sind sehr, sehr gute wie vielseitige Tänzer – und einige von ihnen werden demnächst sagen müssen: Ja, wir sind sehr gern Mitglieder des Wiener Staatsballetts gewesen.

Meinhard Rüdenauer

 

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