Wien/ Staatsballett in der Staatsoper: Minkus, Don Quixote — ein Abend mit elf Sternen
Ludwig Minkus: „Don Quixote“
- Aufführung in dieser Einstudierung 2. Oktober 2015
Endlich war es soweit: Die Erste Solistin Olga Esina gab ihr langersehntes Rollen-Debut als Kitri/ Dulcinea in Rudolf Nurejews Don Quixote, angekündigt mit zwei Sternen am Abendzettel. Abgesehen von minimalen Unsicherheiten, die dem Debut geschuldet sein dürften, gelang ihr eine herausragende Rolleninterpretation. Welch großartige Tänzerin sie ist, das weiß das Wiener Publikum, wie wandlungsfähig sie sein kann, das hat sie gestern Abend eindrucksvoll gezeigt. Sie ist das junge Mädchen, das gegen den Vater aufbegehrt. Sie ist die junge Frau, die eifersüchtig ist. Sie ist die Verführerin, die mit dem Fächer die Männer betört. Und sie ist auch die angebetete Traumfrau Dulcinea.
An Olga Esinas Seite tanzte Vladimir Shishov den Basil. Ruhiger als sein Kollege Denys Cherevychko, mehr Prinz als schelmischer Barbier, dafür ein verläßlicher Partner in den geführten Drehungen und bei den Hebungen. Aber auch in seinen Soli überzeugte der Erste Solist an diesem Abend.
Ryan Booth machte als Don Quixote eine gute Figur, sein Sancho Pansa war erstmals Marat Davletshin. Mit Übermut begab er sich in die Hände der Straßenmädchen und -jungen.
Weiters stellte sich Jaimy van Overeem als Wirt Lorenzo vor. Auch bei den Freundinnen Kitris gab es neben Eszter Ledán ein neues Gesicht: Nina Tonoli gab ihr sehr exakt getanztes Rollen-Debut: eine junge Tänzerin, die Freude macht. In sicheren Händen der Gamache von Gabor Oberegger.
Kirill Kourlaev als Espada ist bereits bestens bekannt, aber immer wieder ist die Kraft des Ersten Solisten bemerkenwert. Seine Straßentänzerin war Alice Firenze.
Nach den „Jungen Talenten“ in der Volksoper bekam nun Francesco Costa eine erste Chance für ein Solo auf der Staatsopernbühne: Als Zigeuner bewies er seine Sprungkraft und sein Rhythmusgefühl.
Ebenfalls neu im Zigeunerlager war Céline Janou Weder als eine der jungen Zigeunerinnen.
Adele Fiocchi, Oxana Kiyanenko und Laura Nistor waren die drei Solo-Dryaden im Traumakt, deren Königin gestern Prisca Zeisel tanzte. Mit viel jugendlichem Charme und einer stupenden Technik bezauberte die Halbsolistin ihr Publikum.
Nicht unerwähnt bleiben soll Natascha Mair als herzerfrischender Amor. Die Damen Olga Esina, Prisca Zeisel und Natascha Mair ließen das Traumbild wirklich zu einem Traum werden, der nicht nur den Titelhelden verzauberte.
Paul Connelly führte das Staatsopernorchester mit Volkhard Steude am Konzertmeisterpult mit sicherer Hand durch den Abend.
Ulrike Klein
MerkerOnline