Flötenkonzert – HARUKA TSUCHIHASHI
Richard Wagner Konservatorium, 17.12.2024
Haruka Tsuchihashi. Foto: privat
Neben den altehrwürdigen Tempeln der Wiener Klassikszene gibt es viele kleine, aber feine Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt (mit Wehmut denke ich dabei an die Veranstaltungen von Elena Habermann zurück), wo man die Gelegenheit hat, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern zu begegnen.
Eine solche war das Diplomkonzert für Querflöte in den Räumlichkeiten des Richard Wagner Konservatoriums, das 2009 gegründet wurde und seit 2013 Öffentlichkeitsrecht besitzt (einer der Lehrenden ist übrigens Thomas Ebenstein). An diesem Abend stellte sich dem Publikum die japanische Flötistin Haruka Tsuchihashi vor. Aus Yokohama stammend arbeitete sie am Toho Gakuen College of Drama and Music in Tokio bei Takashi Shirao, ehe es sie nach Wien zog, um bei Eszter Alföldi- Boruss weiter zu studieren. Diese Musikpädagogin ist selbst eine international tätige Solistin, Kammer- und Orchestermusikerin (u.a. an der Ungarischen Staatsoper). Sie ist Jurorin bei Flötenwettbewerben und als Pädagogin seit über 40 Jahren erfolgreich tätig. Schüler von ihr wurden unter anderem vom Gewandhausorchester Leipzig, der Bachakademie Stuttgart oder der Staatskapelle Dresden engagiert.
Tsuchihashi nahm auch erfolgreich an Wettbewerben teil und gewann 2024 den 1.Preis der „Vienna Classical Music Competition“. Für ihr Konzert hatte sie vier Stücke ausgewählt, die verschiedene Musikstile aus drei verschiedenen Jahrhunderten widerspiegelten. Als erstes Stück spielte sie das Konzert Nr. 1 für Flöte und Orchester in G-Dur KV 313 von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1777, gefolgt von J.S. Bachs c-Moll Partita BWV 997 in der Version für Flöte und Piano (Kaori Saeki, die unter anderem schon in der Carnegie Hall in New York auftrat, begleitete sie an diesem Abend).
Mit einem mir bis dato unbekanntem Werk wurde das Konzert nach einer kurzen Pause fortgesetzt. Die „Ballade für Flöte und Piano“ stammt aus der Feder von Frank Martin und entstand 1939. Martin selbst wurde in der Schweiz geboren und studierte Mathematik und Physik, eher er sich dem Klavier-und Harmoniestudium zuwandte. Die Werkeinführung der Universal Edition schreibt von dem knapp 7-minütigen Werk – „In der Flötenballade alterniert die fragile, nervöse Expressivität des solistischen Eröffnungsthemas mit einer schnelleren eher motorischen Musik“. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass es auch impressionistische Anklänge mit sich bringt.
Zum Abschluss spielte Tsuchihashi noch „Introduction et Rondo Capriccioso“ op.28 von Camille Saint-Saëns. Diese Komposition wurde 1863 für Violine und Orchester geschrieben (und ursprünglich Pablo de Saraste gewidmet). In diesem Fall wurde der Violinpart für die Querflöte transkribiert.
Während man bei den ersten beiden Stücken des Abends nicht umhinkam, eine gewisse Nervosität (besonders bei der Partita) zu spüren, spielte sich die Japanerin dann frei und brillierte nach der Pause! Beeindruckend ihre Technik und Vielfältigkeit der so verschiedenen Stile, die sie absolut beherrschte.
Nach dem Konzert meinte Prof. Alföldy-Boruss, dass Tsuchihashi eine der talentiertesten Schülerinnen sei, die sie je hatte – und dass sie hofft, dass die Japanerin ihr angestrebtes Ziel, einen Platz in einem Orchester, erreichen wird. Ich schließe mich diesem Wunsch an – das Talent und das Können hat Haruko Tsuchihashi auf jeden Fall!
Kurt Vlach