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WIEN/ Reaktor/“sirene Operntheater“: DAS TOTENSCHIFF von Oskar Aichinger. Uraufführung – Folgevorstellung

27.11.2018 | Oper

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Copyright: Sirene-Operntheater

Uraufführung des „sirene“-Operntheaters: „Das Totenschiff“ von Oskar Aichinger (Vorstellung: 26. 11. 2018)

Wieder einmal wartete das „sirene“-Operntheater in Wien mit einer Uraufführung auf: „Das Totenschiff“ von Oskar Aichinger. Spielstätte war wie zuletzt der Reaktor in der Geblergasse in Wien-Hernals.

Die Oper, deren Libretto Kristine Tornquist nach dem gleichnamigen Roman von B. Traven aus dem Jahr 1926 verfasste, handelt um Geld und Gesetz. Nachdem Gale, der Held des Totenschiffs, seine Papiere verloren hat, landet er unversehens auf der Seite der Rechtlosen. Ohne Papiere und Aufenthaltsgenehmigung von der Staatengesellschaft hin- und her- und abgeschoben und an Land nirgends mehr geduldet, bleibt ihm nur, aufs Meer auszuweichen. Auf See muss er auf sogenannten Totenschiffen anheuern, schwimmenden Höllen wie der Yorikke, die im rechtsfreien Raum der Weltmeere Waffen schmuggelt, oder zuletzt auf der Empress of Madagaskar, die noch durch ihren Untergang als Versicherungsfall Profit machen soll und die „wertlosen Menschenleben“ dabei mitnimmt.

Das Totenschiff ist die zweite Oper von Oskar Aichinger (geb. 1956 in Vöcklabruck). Er hat sich auch als Pianist und Bandleader einen Namen gemacht. In seinen Kompositionen versucht er eine Verbindung zwischen Klassik und Jazz herzustellen. Seine Partitur des  „Songoper“ genannten Werks ist in vielen Passagen atmosphärisch sehr dicht, manchmal bloß illustrierend.  

Kristine Tornquist gelang eine humorvolle Inszenierung mit eloquenter Personenführung. Für die einfach gehaltene Bühnengestaltung, die sich auf einen hohen Mastbaum mit weißen Segeln beschränkte, aber für diese Oper schlüssig wirkte, zeichnete Mirjam Mercedes Salzer verantwortlich, die auch mit Max Kaufmann für die Videosequenzen zuständig war. Die Kostüme – weißes Kleid für die Sängerin des Schicksals, Uniformen für die Polizisten und Matrosen – entwarf Nora Scheidl. Ein Pluspunkt waren auch die gut lesbaren Übertitel (Katharina Hollerwöger).


Copyright: Armin Bardel/ sirene-Operntheater

Sehr komödiantisch legte der Tenor Gernot Heinrich die Hauptrolle des Gale an, des traurigen Helden des Totenschiffs. Auch stimmlich konnte er überzeugen. Die Figur des Schicksals verkörperte die ganz in Weiß gekleidete junge Sopranistin Romana Amerling, die nicht nur stimmlich alle Höhen meisterte, sondern auch den hohen Mastbaum auf sportliche Weise etliche Male erklomm.  Die Rolle des Stanislaw, der Gale des Öfteren hilfreich zur Seite stand, spielte der Bariton Johann Leutgeb. Auch er überzeugte sowohl stimmlich wie darstellerisch.

Die Szenen mit den beiden „tänzelnden“ Polizisten aus Belgien, Holland und Frankreich waren stets witzig-komisch (Choreographie-Mitarbeit: Germano Milite und Toni Rodrigues), die Szenen auf dem Schiff zeigten die tägliche Schwerarbeit auf drastische Weise. Dargestellt und gesungen wurden diese Rollen vom Countertenor Bernhard Landauer, vom Tenor Richard Klein, vom Bariton Clemens Kölbl und vom Bassbariton Horst Lamnek. Sie alle trugen zum Erfolg der Aufführung bei.

Das 15köpfige Orchester des „sirene“-Operntheaters brachte die vielschichtige Partitur des Komponisten unter der subtilen Leitung von Jury Everhartz, der auch für die Produktion dieser Uraufführung verantwortlich zeichnete, nuancenreich zur Geltung. Das Publikum bedachte am Schluss der Vorstellung alle Mitwirkenden und den Komponisten Oskar Aichinger mit lang anhaltendem Applaus.

Udo Pacolt

PS: Weitere Vorstellungen im Reaktor, Geblergasse 40, 1170 Wien-Hernals, finden noch am 28. und 29. November 2018 um 19:30 statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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