WIEN/ Raimund-Theater: „REBECCA“ – Blick zurück ins Musicalglück (22.9.2022)
Mit einem Blick zurück könnte die Musical-Section der Vereinigten Bühnen Wien in der neuen Saison ein ganz gutes Leben führen. Nicht auf ein pfiffiges Kreativteam hat Chef Christian Struppeck für 2022/23 gesetzt, sondern er holt Bewährtes in die beiden Show-Häuser. „Rebecca“, die hauseigene Wiener Produktion aus dem Jahr 2006 ist jetzt in erneuerter Fassung im Raimund Theater zu sehen und funktioniert tadellos für das heimische Musical-Volk. Und im Ronacher folgt Alan Menkens Disney-Spektakel „Der Glöckner von Notre Dame“ in einer deutschen Theateradaption. Ziemlich sicher – das gewaltige Glockengeläute der Pariser Kathedrale wird wohl unter die Haut gehen.
Nienke Latten („Ich“) und Mark Seibert (Maxim de Winter). Foto: VBW/
Zunächst ist nun einmal im Raimund Theater „Rebecca“ zu erleben, der höchst erfolgreiche Schauerroman von Daphne du Maurier (1938), von Alfred Hitchock etc. schon bestens auf den Markt gebracht, hier in einer wohlkalkulierten Bühnenfassung von Hausautor Michael Kunze. Voll überzeugt die optisch besonders geschmack- wie wirkungsvolle Szenenfolge (Bild: Peter J.Davison, Kostüme: Birgit Hutter). Und die US-Regisseurin Francesca Zambello hat schon gewusst, wie den Darstellern starke Gefühlsausbrüche und brodelndes Blut zu entlocken sind. Die Holländerin Nienke Latten (‚Ich‘, die Hauptperson – Rebecca liegt da schon ermordet einige Zeit am Grund des Meeres), Mark Seibert als Maxim de Winter oder Willemijn Verkalk als konfliktbehaftete Haushälterin bewegen sich schon durchaus souverän im geforderten Fluidum. Und düstere Meeresstimmungen, die zackigen Aufmärsche und Zeremonien der Zofen im englischen Herrenhaus, oder im zweiten Teil, nun spannender erzählt, die Bemühungen um Aufklärung über das mysteriöse Verschwinden der titelgebenden, doch uns unbekannten früheren Dame des Hauses sowie die spektakulär abschließende Feuersbrunst geben schließlich die Gewissheit: das Publikum wünscht sich richtig mitzuverfolgende Erzählungen und nicht die derzeit modischen theatralischen Stückezertrümmerungen.
Wie auch die untermalende Musik zu bestehen vermag: Sylvester Levay, der jahrzehntelange Partner von Kunze (gemeinsam „Elisabeth“), schreibt diese passenenden Klänge und Harmonien, welche den willigen Musical-Gehern bewährt wie vertraut sind, deren rhythmische Muster mitziehen und deren Sprechgesang zumeist mit deftigen Akzentuierungen abschliesst. Die oft wiederholten emphatischen Rebecca-Ausrufe prägen sich im Ohr ein. Somit …. wer sich‘s wünscht kann hier sein Musicalglück erleben.
Meinhard Rüdenauer