Copyright: „Oper am Klavier
WIEN/ Krypta in der Peterskirche:
„Norma“ von Vincenzo Bellini (Vorstellung: 6. 11. 2018)
Nach der positiven Überraschung mit der „Tosca“-Aufführung in der Krypta der Wiener Peterskirche in der vorigen Woche bestätigten sich am 6. 11. 2018 die großartigen sängerischen Leistungen nun bei der Aufführung der Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini. Auch dieses Werk wurde als „Oper am Klavier“ szenisch gebracht, wobei zwei kleinere Rollen (Polliones Freund Flavius und Normas Vertraute Klotilde) gestrichen waren.
Die Uraufführung von Norma fand im Jahr 1831 in Mailand statt und hatte bereits zwei Jahre später im Wiener Kärntnertortheater ihre österreichische Erstaufführung. Bellinis berührendes Meisterwerk wurde vor allem durch die Arie der Norma „Casta Diva“ bekannt, die von vielen als „edelste Offenbarung des Belcanto“ bezeichnet wird und für viele berühmte Opernsängerinnen – wie Giuditta Pasta, Maria Malibran und Maria Callas – zu einem Markenzeichen ihrer Interpretationskunst wurde.
Das Drama um die gallische Oberpriesterin Norma, die ihr Keuschheitsgelübde aus Liebe zu dem römischen Konsul Pollione bricht und am Ende mit ihm gemeinsam den Scheiterhaufen besteigt, wird in der Krypta der Peterskirche hautnah vor dem Publikum gespielt. Regie für diese Produktion führte die puertoricanische Mezzosopranistin Celia Sotomayor, die auch die Rolle der Adalgisa, Normas „Nebenbuhlerin“, sang und nebenbei für die Ausstattung auf kreative Art und Weise sorgte. Die Lichttechnik lag in den Händen der Intendantin von Oper in der Krypta Dorothée Stanglmayr.
Copyright: „Oper am Klavier“
In der Titelrolle überzeugte die in Wien geborene Sopranistin Cathrin Chytil sowohl stimmlich wie darstellerisch. Sehr innig sang sie ihre große Arie Casta Diva, sehr dramatisch das Duett mit Adalgisa, wobei auch ihr Mienenspiel ihre Eifersucht trefflich widerspiegelte. Der russische Tenor Pavel Kvashnin konnte in der Rolle des Pollione seine klare, helltönende Stimme wunderbar zum Besten geben, auch schauspielerisch war er in Gestik und Mimik exzellent. Oroveso, das Oberhaupt der Druiden, wurde vom österreichischen Bass Gregor Einspieler mit sonorer Stimme und dezent-vornehmen Ausdruck gespielt.
Die musikalische Leitung hatte die japanische Pianistin Mami Tsukio inne, die das Sängerensemble mit nuanciertem Spiel am Klavier begleitete. Eine starke Leistung, die nicht hoch genug zu würdigen ist.
Das Publikum, das die Leistungen des Sängerensembles und der Pianistin immer wieder mit Szenenbeifall bedachte, zollte am Schluss allen Mitwirkenden und der Intendantin lang anhaltenden Applaus.
Udo Pacolt