Violetta Kowal und die Pianistin Carol Morgan (Foto: Adam K.)
Liederabend in der Krypta der Peterskirche: Violetta Kowal: „Ins Licht“ (Vorstellung: 22. 10. 2019)
In der Krypta der Wiener Peterskirche gab am 22. Oktober 2019 die polnische Sopranistin Violetta Kowal einen bemerkenswerten Liederabend unter dem Titel „Ins Licht“ mit selten aufgeführten Werken von Komponistinnen. Im Mittelpunkt des Abends standen Kompositionen von Clara Schumann (1819 – 1896) anlässlich ihres 200. Geburtstags.
Violetta Kowal studierte Gesang in Krakau und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Darüber hinaus besuchte sie Meisterkurse von Inge Borkh und Ileana Cotrubas. Im Jahr 1996 war sie Preisträgerin beim Ferruccio-Tagliavini-Gesangswettbewerb, noch im selben Jahr gab sie an der Prager Staatsoper ihr Debüt als Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“. Sie gastierte als Sängerin in Deutschland, der Schweiz und bei verschiedenen Festspielen in Österreich, aber auch in Seoul, Taipeh und Bangkok. Zurzeit lebt sie in Wien, wo sie auch bereits an der Volksoper gesungen hat.
Violetta Kowal. Foto: Adam K.
Vor ihrem Auftritt in der Krypta entschuldigte sich Violetta Kowal beim Publikum für eine Indisposition durch eine Erkältung, die allerdings im Verlauf der Vorstellung wegen der hohen technischen Qualitäten der Sängerin kaum zu hören war. Mit ihrem gut geführten hellen Sopran bewältigte sie auch alle Höhen mühelos. Auffallend ihre anmutige Mimik und ihre Gestik, die das Publikum zu oftmaligem Zwischenapplaus nach den Liedern animierte.
Wie schon erwähnt war der Liederabend vorwiegend Werken von Clara Schumann gewidmet: Neun Lieder nach Texten von Heinrich Heine, Emanuel Geibel und Friedrich Rückert sowie Friederike Serre standen auf dem Programm. Dazu drei Romanzen für Klavier Op. 21, die von der Komponistin Johannes Brahms gewidmet waren, zu dem Clara Schumann eine enge Verbindung hatte. Sie wurden von der britischen Pianistin Carol Morgan, die seit dem Jahr 1985 ihren Wohnsitz in Wien hat, mit sichtbarer Begeisterung und Virtuosität gespielt. Sie war auch der polnischen Sopranistin eine sehr aufmerksame Begleiterin.
Das Programm umfasste noch weitere interessante Komponistinnen, wie die Französin Germaine Tailleferre (1892 – 1983), von der Vertonungen zweier Gedichte von Lord Byron und dreier Chansons von Jean Tardieu zu hören waren, und die aus einer großen Musikerfamilie stammende Französin Lili Boulanger (1893 – 1918), die als großes Ausnahmetalent des Fin de Siècle galt und als erste Frau mit dem „Rom-Preis“ ausgezeichnet wurde. Von ihr wurden unter anderem die Reflexionen des belgischen Dramatikers Maurice Maeterlinck dargebracht.
Den Abschluss des Abends bildeten Lieder der polnischen Komponistin Grażyna Bacewicz (1909 – 1969), die zum Teil von ihr selbst getextet wurden, aber auch volkstümlicher Art waren, wie beispielsweise ihre Lieder „Mir schmerzt der Kopf“ und „Die kleine Elster“, die beide von der polnischen Sopranistin sehr komödiantisch wiedergegeben wurden.
Nach dem lang anhaltenden Applaus des Publikums sang Violetta Kowal noch zwei Lieder von Johannes Brahms als Zugabe.
Udo Pacolt