Johann Strauss-Jahr/Parkhotel Schönbunn am 5.2.2025: Mit der Liebe zum Walzerkönig – Waldmeister schmeckt!
Mit der Liebe von Wiener Künstlern zur Musik von Johann Strauss geht es in dessen Jubiläumsjahr munter weiter. Dies hier ist nicht auf der Linie der Geldspender-Seite der Stadt Wien, sondern wird von individuellen Ambitionen getragen.
Johann Strauss-Gesellschaft Wien: Tenor Peter Widholz ist hier die treibende Kraft. Und er hat erneut zur konzertanten Aufführung einer der nicht mehr auf den Bühnen gespielten Strauss-Operetten gerufen. „Waldmeister“: 1895, einer der letzen Erfolge des 70jährigen Walzerkönigs. Eine Glanzaufführung? Kann man so zum Gesang im Ballsaal des Parkhotels Schönbrunn nicht ganz sagen. Doch das Symphonieorchester der Gardemusik Wien unter Bernhard Heher spielte tüchtig auf, gar nicht militärisch.
Marianne Nentwich führte als feine Erzählerin in diese bürgerliche Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein. Und das von Widholz angeführte Sängerquintett war voll bemüht, die so gar nicht humorvoll sprühende Handlung dem Wiener Senioren-Publikum schmackhaft zu machen.
Schmackhaft? Der Strauss-Schani macht’s hier vom grollenden Gewitterdonner in der Waldmühle und einer b´soffenen Partie bis in den Salon eines sächsischen Provinzstädtchen mit ungemeinem Charme. Und ‚Waldmeister‘? Mit dieser hier eingeschenkten Waldmeister-Bowle stimmt etwas nicht. Doch schließlich, ganz sicher – bei allen kleinlichen Intrigen finden die sonderbar eigenartig gezeichneten Paar zueinander.
Johann Strauss macht Musik – da stimmt alles. In den Einfällen, im Ausdruck, in den Klangfarben. Die grandios ausladende „Waldmeister“-Ouvertüre ist wiederholt in den Philharmoniker-Neujahrskonzerten zu hören. Sowie herrliche Melodien und feinste Orchestrierungen für „Trau, schau, wem!“ im Walzertakt, die Polka-francaise „Herrjemineh“, ein spritziger „Klipp-Klapp“-Mühlradgeplapper-Galopp – es ist und bleibt eine so richtige Schmusemusik.
Die Operettenabteilung der Wiener Musikuniversität hat sich zur diesjährigen Strauss-Ausstellung im Wiener Theatermuseum im Palais Lobkowitz eingestellt. Regisseur und Spielfreude-Vermittler Wolfgang Dosch ist hier der Zuständige. „Die Operett-ung der EU“ war im Eroica-Saal mit Klavierbegleitung angesagt. Und dazu „Mit Strauss durch Europa“. Ja, der Walzerkönig ist mit seinen Operetten-Themen durch ganz Europa gezogen. „Waldmeister“ spielt in Sachsen, „Jabuka“ führt in serbisches Gefilde, nicht nur der „Zigeunerbaron“ lockt nach Ungarn, „Die Göttin der Vernunft“ finden wir Frankreich …. Rettung für Europa wird es mit Walzern wohl keine geben können. Und eine Rettung für heimische jugendliche Eigenbau-Musikanten? Bedrückend ist, das wir keine Österreicher mehr hier unter den Jungsängern finden. Vom Balkan, aus Italien, Deutschland, Südkorea kommen die Studierenden. Im Nachwuchs-Ensemble hier vielleicht mit der feinsten Strauss-Ader: Mezzosopranistin Anastasiia Kholenchenko kommt aus Kursk. Jedenfalls sind die nach Wien zum Studium gekommenen in ihrer Klasse gut auf der Strauss-Spur geführt. Und noch einmal gesagt: Nicht nur die Hits der „Fledermaus“ …. auch „Waldmeister“ ist ein schmackhafter musikalischer Genuss.
Meinhard Rüdenauer