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Wien/ Park Hyatt Vienna: WENN DAS EIS NOCHMALS ZU FRIEREN BEGINNT:MICHAEL VOLLE MIT DER „WINTERREISE“ VON FRANZ SCHUBERT

15.02.2016 | Konzert/Liederabende

Wien/ Park Hyatt Vienna:  WENN DAS EIS NOCHMALS ZU FRIEREN BEGINNT: MICHAEL VOLLE MIT DER „WINTERREISE“ VON FRANZ SCHUBERT (14.2.2016)

Michael Volle  Fofo Hösl
Michael Volle. Copyright: Wilfried Hösl

Es war  wohl für alle im punkvollen Festsaal des Park Hyatt Vienna ein unvergessliches Erlebnis. Ein Hauptwerk der Musikgeschichte – die „Winterreise“ von Franz Schubert – wurde neu erschlossen. Durch Michael Volle, einen Sänger, der seit kurzem als idealer Wotan an der Wiener Staatsoper gilt, und einen kongenialen Partner am Klavier – Helmut Deutsch. Ein Jahr vor seinem frühen Tod – 1827 – schrieb Franz Schubert diesen Zyklus der Resignation und des Abschied-Nehmens nach Texten  von Wilhelm Müller. Und konfrontierte den „Lindenbaum“ mit dem „Leierkastenmann“, das doppelbödige „Gute Nacht“ mit der Pseudofröhlichkeit der „Post“, den „Frühlingstraum“ mit den „Nebensonnen“ 24 Mini-Szenarien, die zu einer Einheit verschmolzen sind. Michael Volle, dieser deutsche Vollblutsänger, dessen Karriere so  unspektakulär aber umso nachhaltiger verlief, legte die „Winterreise“ ganz und gar ungewöhnlich an. Er beginnt als „Wandergesell“, der nach einer missglückten Partnerschaft auf der Suche nach einem neuen „Mädchen“ ist. Doch mehr und mehr beginnt die Stimmung zu erkalten – als wenn das Eis nochmals  zu frieren beginnt! Und zuletzt ist es so, als ob der Tod mit seiner jämmerlichen „Musikmaschine“ auf jeden von uns  warte. Musik der Betroffenheit, der existentiellen Sinn-Suche. Großartig! Musik, die unter die Haut geht. Im Übrigen glaubte man sich in eine vergangene Zeit zurückversetzt – in den 50er und 60 Jahren war Hans Hotter ein idealer Wotan und Fliegender Holländer und ebenso eindrucksvoll als Interpret der „Winterreise“. Michael Volle hat jedenfalls alle Voraussetzungen für diese künstlerische „Wiedergeburt“ : Wortdeutlichkeit, ein sitzendes Mezza-Voce und eine Prachtstimme. Dabei wird  von dem Metternich-Schüler das As des „Helden-Baritons“ relativ selten ausgespielt. Es schreit sozusagen mitunter aus ihm heraus, emotionale Vulkan-Ausbrüche und nicht leichtfertiges „Protzen“. Ideal auch das Zusammenspiel mit dem österreichischen Pianisten Helmut Deutsch. Die 24 Titel werden ohne (Hust-)Pausen quasi in einem durchgespielt. Die Poesie des Klavierparts, die melodische  und rhythmische  Mehrdeutigkeit, das Abgleiten zu immer mehr „Kälteeinbruch“, die Zusammenarbeit zwischen Volle und Deutsch könnte nicht besser sein.

Der „musikalische Salon“ im Hyatt Vienna (der einstigen Länderbank) wurde erst zum 3.  Mal bespielt und findet  einmal im Monat jeweils am Sonntag-Nachmittag statt. Die Organisatorin – Samantha Farber – hat mit Mauro Peter, Camilla Nylund und Michael Volle jedenfalls einen fulminanten Start hingelegt. Im März  wird mit der Koreanerin Sumi  Hwang ein „rising star“ aufgeboten. Man sollte sich bald die Karten sichern.

Peter Dusek

 

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