Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Neue Oper Wien: SCHÖNBERG IN ERWARTUNG

24.04.2015 | Oper

Neue Produktion der Neuen Oper Wien: „Schönberg in Erwartung“ (Vorstellung: 23. 4. 2015)

SE3252w
Die Mezzosopranistin Verena Gunz präsentierte die erotischen Liedertexte aus Schönbergs „Buch der hängenden Gärten“ (Foto: Armin Bardel)

 Wieder punktete die Neue Oper Wien mit einer modernen Produktion: „Schönberg in Erwartung“, die aus drei Teilen besteht, aber zu einem Werk verbunden wurde. Es setzte sich zusammen aus „Das Buch der hängenden Gärten“, ein Zyklus von 15 Gedichten für Klavier und eine Stimme von Arnold Schönberg, der von Richard Dünser orchestriert wurde, aus „Entreacte“, einer Komposition von Richard Dünser, die er Walter Kobéra widmete, und aus „Erwartung“ von Arnold Schönberg, dem Einakter, der von Faradsch Karaew für ein Kammerorchester eingerichtet wurde. Dieser Opernabend fand in der EMS-Lounge in Wien-Erdberg statt, die  der Produktion eine praktikable Spielstätte bot.

 Elisabeth Gabriel nützte die Räumlichkeit zu einer aufwendigen Inszenierung, in der eine siebenköpfige Tanzgruppe die Handlung der einzelnen Szenen illustrierte. Die Gestaltung der Bühne, von deren Decke weiße Seidentücher herabhingen und die etliche Treppen aufwies, oblag Hans Kudlich, die eleganten, erotisch wirkenden Kostüme entwarf Ingrid Leibezeder, für das Lichtdesign zeichnete Norbert Chmel verantwortlich.

 Die Mezzosopranistin Verena Gunz sang den erotischen Gedichtzyklus mit großer Innigkeit, in der sie das Sehnen, Verlangen und die Begierde prächtig auszudrücken verstand. Dazu imitierte die Tanzgruppe eine Partygesellschaft samt Kellner, später traten die Statisten mit Wolfsköpfen auf (Sigmund Freud ließ grüßen!). Die atmosphärisch gelungene musikalische Überleitung zum Operneinakter Erwartung war Richard Dünsers Entreacte, die Walter Kobéra, der Chef der Neuen Oper Wien, mit seinem „amadeus ensemble-wien“ schwungvoll darbot.

Den Inhalt des Einakters Erwartung, dessen Libretto Maria Pappenheim verfasste, beschreibt das Programmheft folgendermaßen: „Jahre später kehrt die Frau an den Ort ihrer Erinnerung zurück, um nach dem Mann zu suchen, den sie einst verloren hat. Diese Rückkehr zwischen Angst und Hoffnung entpuppt sich als Reise in die dunklen Schichten ihrer Seele, nicht zuletzt als Suche nach sich selbst. In der Begegnung mit ihrem jungen Alter Ego muss die Frau schließlich den Tod aller Vergangenheit erkennen, die Unwiederholbarkeit des sinnlichen Erlebnisses.“

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Die Sopranistin Magdalena Anna Hofmann in „Erwartung“ auf der Suche nach sich selbst (Foto: Armin Bardel)

 Diese Suche nach sich selbst stellte die polnische Sopranistin Magdalena Anna Hofmann eindrucksvoll dar, wobei ihre Wortdeutlichkeit besser als bei Verena Gunz war! Sie spielte ihre Rolle mit großer Leidenschaft und sinnlicher Ausstrahlung, die das Publikum am Schluss verdientermaßen mit starkem Beifall honorierte.

 Die musikalisch hochinteressante Produktion endete mit minutenlangem Applaus für alle Mitwirkenden. Bravorufe gab es für den Komponisten Richard Dünser, den Dirigenten Walter Kobéra und seinem Ensemble sowie für die beiden exzellenten Sängerinnen. 

 Udo Pacolt

 

 

Diese Seite drucken