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WIEN/ MuTh-Theater: ‚Ballet Grand Prix Vienna‘ – mit Blickwinkel nach Asien

22.07.2024 | Ballett/Performance

MuTh-Theater: ‚Ballet Grand Prix Vienna‘ – mit Blickwinkel nach Asien     (17. bis 21.7.2024)

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Das brasilianische Siegerpaar. Foto: Ballet Grand Prix Vienna

 

Ein Ballett Grand Prix mit dem Zusatz ‚Vienna‘ und Bürgermeister-Ehrenschutz – doch es ist erneut ein ernüchterndes Statement für die kulturellen Entwicklungen der letzten Jahre in Österreich gewesen. „The 11th Vienna International Ballet & Contemporary Dance Competition“ hat es in den Tanzstudios der MUK-Privatuniversität wie zur abschließenden Gala im MuTh-Theater geheissen. International? Ja, doch nur international! Mit ganz, ganz jungem Nachwuchs aus Europa, Japan, China, den Vereinigten Staaten und Südamerika. Groß das weltweite Interesse, an die 120 Teilnehmer. Und fragen wir, wieviele begabte österreichische Youngsters sich beworben haben? Zwei! Ganze zwei ambitionierte junge Menschen aus Österreich unter zehn Dutzenden. 

Das Problem in der erfolgreich organisierten wie subventionierten gleichzeitig laufenden Impulstanz-Veranstaltungsreihe ist nicht so unähnlich. Eine unglaubliche Anzahl an kleineren Performance-Grüppchen, Solisten wie Dozenten stehen am ausuferndem Programm – doch österreichische Relevanz finden wir nur am untersten Rand. Heimische Geldgeber ja, doch niveauvolle Kreativkapazitäten scheint es hier kaum mehr zu geben.

Ähnliche Probleme gibt es mit den Österreichischen Bundestheatern: Der für das Staatsballett wie die Ballettschule der Staatsoper zuständige Martin Schläpfer muss 2025 nach Ablauf seines unglücklich abgeschlossenen Vertrages wieder die Wiener Szene verlassen. Und auch die Entwicklung in der Ausbildungsstätte im Hanuschhof ist in seiner Zeit keine Erfolgsgeschichte geworden. Dazu, völlig unverständlich, Schläpfer sondert sich ab, zeigt offensichtlich keine Bereitschaft zu gemeinschaftlichem Teamwork zum Wohle heimischer Jugend.

Bei diesem nun elften Wiener Wettbewerb, 1996 von Karl Musil ins Leben gerufen, fällt die ungemeine Dominanz junger Menschen aus asiatischen Ländern auf. Und mit Sophia Li, Wiener Reisspezialistin aus China, steht als Executive Director der Leistungsschau eine Management-Dame von dort an der Spitze. Zum Erfolg hat Pädagogin Evélyn Teri, seit der ersten Gala mit dabei, als künstlerische Leiterin ihre internationalen Erfahrungen mitgebracht.

In diesem Wettbewerb, damals zur Förderung der heimischen Jungen gedacht, geht es nicht um Starruhm. Der Name eines der bedeutendensten Balletttänzers früherer Jahr ist jetzt doch aufgeschienen: Vladimir Malakhov, der einst so gefeierte Publikumsliebling der Staatsoper, ist als Präsident der Jury wieder nach Wien gekommen. Erfolgreich ist er hernach Chef des großen Berliner Ballettensembles gewesen. Und nun … er lebt in Peking als hochgeschätzter Leiter des dortigen riesigen Ballettinstitutes. Mitgebracht hat er eine schon ziemlich große Schar seiner Schützlinge, alle mit den erforderlichen Qualitäten für ihre erhoffte künstlerische Profession. Jetzt Namen der jugendlichen Preisträger in der Vielzahl der Bewerbs-Kategorien zu nennen … diese wären schon wieder verflogen. Doch faszinierend bei den meisten ist deren körperliche Schulung wie ihre erarbeitete Technik – sieht schon wie olympische Reife aus. Dünn, dünn, dünn sind sie. Und den richtigen Ballettkultur-Stil, Marke traditionelles europäisches Ballett, vermittelt ihnen Malakhov. Somit: ein Talentepool, eine interessante Ballettgala junger Menschen, nicht mit der Fahne Rotweissrot, sondern vor allem mit dem Blickwinkel in asiatische Länder.  

Meinhard Rüdenauer

 

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