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WIEN / MuTH – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben: „FRANKENSTEIN!!“

HK Gruber, wie er leibt und lebt …

26.01.2019 | Konzert/Liederabende


H.K.Gruber. Foto: John Super

 

WIEN / MuTH – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben: „FRANKENSTEIN!!“

HK Gruber, wie er leibt und lebt …

25.1. 2019 – Karl Masek

Er ist ein Wiener Original unter den Komponisten. Soeben ist er 76 geworden. Und kein bisschen leise, kein bisschen weniger lustig, kein bisschen weniger subversiv: HK Gruber. Das Kürzel steht für „Heinz Karl“. Aber alle haben ihn immer „Nali“ genannt.

Mit „Frankenstein!!“ schrieb Gruber einen „Dauerbrenner der Neuen Musik“. Seit der Uraufführung 1978 mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter dem damals blutjungen, noch völlig unbekannten Simon Rattle hat das Stück mittlerweile mehr als 600 Aufführungen erlebt. In der Orchesterfassung und in der vom Komponisten erstellen Fassung für 12-köpfiges Ensemble. Ein Pandämonium für Chansonnier und Ensemble nach Kinderreimen von H.C. Artmann nannte es Gruber, und immer ist der „Nali“ selbst Dirigent und Chansonnier in einer Person.

HK Gruber, wie er leibt und lebt: Als Komponist einer, der sich nie um –ismen geschert hat. Der stilistisch nicht einzuordnen ist. Der kompositorisch immer einen ganz eigenen Weg gegangen ist. Prononciert wienerisch. „Spiel mit Kulissen & Versatzstücken“, hintergründiger Witz. Und: „Alles, was man als Komponist lernen muss, lernt man im Orchester“, so ist Gruber auch im Rückblick überzeugt (Sein „Brotberuf“ war Kontrabassist beim NÖ Tonkünstlerorchester und dem damaligen ORF-Symphonieorchester, über 30 Jahre lang).

Den oft so bierernsten und humorbefreiten Konzertbetrieb mischt er auf mit Werken wie „Dancing in the dark“, „Drei Songs aus Gomorra“, “Perpetuum mobile/Charivari“.

Gemeinsam mit H.C. Artmann  demaskiert er Harmlosigkeit und Gemütlichkeit. Die Verse des Autors von  „med ana schwoazzn dintn“  tarnen sich durch vermeintlich harmloses Vokabular und bewusst simple, kinderliedartige  Reime. „Seht, die flinke Fledermaus / wie sie durch die Wolken saust / wie sie drin im Mondlicht schwebt / s‘ Mäulchen ganz mit Blut verklebt…“  Dahinter lauert Skurriles, Parodistisches. Der schwarze Humor des (nicht nur) Dialektbarden, der mit dem Grauen spielt.

Gruber ist ein entfesselter Chansonnier der 18 Artmann-Verse mit tausend Stimmschattierungen („Es tanzt ein Mi-Ma-Monsterchen“ als besonderes Kabinettstück!), betätigt lustvoll Spielzeuginstrumente. Die Ensemblemitglieder reizen nicht nur die Klangfarben ihrer herkömmlichen  Instrumente aufs Äußerste aus, es zerplatzen (jeweils im rechten Moment) auch Luftballons als perkussive Pointen. Beinah unwirklich schöne Kantilenen von Cello, Horn, Flöte, „Klangschaumbäder“ vom Vibraphon – und dann wieder die Versatzstücke des Pan-Dämonischen.  Der Dauerbrenner hat auch nach mehr als 40 Jahren nichts an Frische, an Originalität, eingebüßt. Das Ensemble, bestehend aus Studierenden und Unterrichtenden der Universität für darstellende Kunst, angeführt von Christian Altenburger, spielt gut gelaunt, mit ansteckender Begeisterung. Der Jubel des ebenso gut aufgelegten Publikums erzwang eine Zugabe. Insgesamt 5 Hervorrufe.

Schon vor der Pause wurde im höchst bunten „Zyklus Christian Altenburger in the MuTh“ ein Beispiel der hohen Schule des musikalischen Humors gegeben: Ludwig van Beethovens Septett in Es-Dur op.20 besticht durch Esprit, Leichtigkeit, musikalischen Witz, Virtuosität und der Lust an klanglichen und formalen Überraschungen. Kein Takt ist da konventionell. Inspiration pur. Fabelhaft die sieben Erzmusiker Christian Altenburger (Violine), Lydia Altenburger (Viola), Reinhard Latzko (Violoncello), Dominik Wagner (Kontrabass), Christoph Zimper (Klarinette), Marlene Schwärzler (Fagott) und Wolfgang Lücking (Horn).

Karl Masek

 

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